Rumänien, ein Land für Camper?
15.05. - 13.06.2011
von Irmgard und Günther Rottenbacher


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Als wir von Walter erfuhren, dass er plant nach Rumänien zu fahren, waren wir zuerst etwas verwundert, denn dieses Land hatten wir eigentlich nicht in unseren Reiseplänen. Nach längerem Überlegen kamen wir aber dann zu dem Schluss, warum nicht. Walter hatte bereits einen detaillierten Plan ausgearbeitet, der eine ca. 4-wöchige Rundreise vorsah, auf der wir soviel wie möglich von diesem Land kennenlernen wollten. Bedenken bezüglich Sicherheit hatten wir keine, lediglich über den Straßenzustand waren wir etwas skeptisch.

Am 15.05. ging's dann endlich los. Vroni und Walter, Bruni und Werner und wir zwei treffen uns zum Beginn unserer Reise in Hinterbrühl b. Wien bei der Seengrotte. Wir zwei waren bereits 3 Tage vorher Richtung Osten aufgebrochen, deshalb dieser Treffpunkt. Nach Besichtigung der Grotte wollen wir eigentlich den Stellplatz in Mödling anfahren, da wir jedoch noch Zeit haben, legen wir die Strecke bis kurz vor der ungarischen Grenze noch zurück und fahren auf den Stellplatz von Deutsch Jahrndorf. GPS: N48°0’28”, E17°6’38” Ein sehr gepflegter, privater Stellplatz mit Ver- und Entsorgung, freiwillige Spenden.


Montag, 16.05.
Wetter: bedeckt, 12°, windig. 
Über eine Nebenstraße fahren wir nach Nickelsdorf zur ungarischen Grenze, tanken noch einmal voll, kaufen die ung. 4-Tages Vignette und ab geht's Richtung Budapest. Wir wollen Ungarn in einem Zug durchfahren, bis kurz vor die rumänische Grenze. Die Umfahrung Budapest ist ein großer Umweg und so fahren wir durch die Stadt und auf die A3 nach Debrecen. Der Campingplatz in Debrecen ist nicht zu finden, anscheinend gibt es ihn nicht mehr. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir weiter Richtung rumänischer Grenze und finden sogar noch einen Campingplatz für die Übernachtung.

Dienstag, 17.05.
Wetter: bedeckt, 12°
Bei Bors kommen wir zur Grenze und da heißt es gleich wieder zahlen. Die sogenannte Rovignette, auf allen Straßen obligatorisch, kostet für 1 Monat 20,00.€ Man bekommt, so wie in Ungarn, eine Quittung, welche man bei eventuellen Kontrollen vorzeigen muss. Schlimmste Befürchtungen bezüglich Straßen stellen sich ein, denn der gesamte Grenzbereich gleicht einer Kraterlandschaft. Es bessert sich jedoch und erst in Oradea werden wir mit einem Problem konfrontiert, welches uns noch bei einigen Stadtdurchfahrten begegnen sollte. Das Niveau der Kanaldeckel liegt bis zu 10 cm unter dem des Straßenbelags, so dass sich im Verein mit den üblichen Schlaglöchern das Fahrtempo erheblich reduziert. Wir finden jedoch einen günstigen Parkplatz und machen uns auf die Suche nach einem Bankomaten, um endlich Geld in der Landeswährung in der Tasche zu haben. Suche ist etwas übertrieben, denn Banken bzw. Bankomaten gibt es wie Sand am Meer (meist österreichische). Der höchste zu behebende Betrag sind allerdings nur 400 Lei, das sind ca. 100 €. Da jede Behebung mit Spesen verbunden ist kommt man letztendlich auf einen Kurs von ca. 3,92 Lei/€. Ein Stadtrundgang zeigt uns eigentlich ein Spiegelbild aller rumänischen Städte. Im Zentrum viele schön renovierte Bauten, gepflegte Parkanlagen, aber dazwischen und außerhalb noch eine Menge baufälliger, alter Häuser. Noch schlimmer sind jedoch die aus der Ceausescu Zeit stammenden Plattenbauten an den Stadträndern, wo katastrophale Wohnverhältnisse herrschen müssen. Um Mittagspause zu machen fahren wir aus der Stadt hinaus und halten auf einem Parkplatz neben der Straße. Kaum ist der Motor abgestellt, kommen schon die Kinder aus den umliegenden Häusern und betteln um Süßigkeiten. Sie wollen jedoch immer mehr, so dass wir die Mittagspause kurz halten und weiterfahren Richtung Cluj Napoca (Klausenburg). Unsere Uhren haben wir inzwischen auf rumänische Zeit, +1 Stunde, umgestellt. An der Strecke, in der Ortschaft Huedin, befinden sich einige zum Teil erst halbfertige Zigeunervillen in einem eigenartigen Baustil errichtet. Die Straße ist nun einwandfrei und die Dörfer die wir durchfahren sind durchwegs Straßendörfer, so dass die 50 km Beschränkung auf mehreren km gültig ist. Die einheimischen Autofahrer halten jedoch nicht allzu viel von Verkehrszeichen, Sperrlinien und dergleichen überflüssigen Dingen, sondern überholen bei jeder passenden, aber auch unpassenden Gelegenheit. Um den doch recht häufigen Polizeikontrollen zu entgehen, haben sie anscheinend ein Warnsystem. Auch wir werden öfter durch Blinkzeichen vor Kontrollen gewarnt. Wir werden übrigens während der ganzen Fahrt nie kontrolliert, ja manche Polizisten winken sogar, wenn wir an einer Kontrollstelle vorbeifahren. Gegen 18 Uhr kommen wir nach Cluj und finden mitten im Zentrum einen Parkplatz. Ein Problem haben wir allerdings, wir haben keine Münzen für ein Parkticket. Nun lernen wir zum ersten mal rumänische Gastfreundschaft kennen. Eine Dame die gerade ihr Ticket gezogen hat, sieht unser Problem, holt ihre restlichen Münzen hervor und als dies nicht reicht, geht sie mit uns in die nahe orthodoxe Kirche, um beim dortigen Verkaufstand Geld für uns zu wechseln. Nun können wir den abendlichen Bummel durch die Altstadt, Kirchen, das Opernhaus und schöne Plätze genießen. Aber wir müssen weiter, denn der Campingplatz, den Walter anfahren will, ist noch 68 km entfernt. Gegen 21 Uhr kommen wir an. Übersetzt heißt der Platz “Schwalbennest” und wird von ungarisch-stämmigen Rumänen geführt. Es war ein ausgefüllter Tag und da uns der Platz gut gefällt, beschließen  wir, hier einen Ruhetag einzulegen.

Mittwoch, 18.05.
Wetter: 14°, dann Sonne 24°

Herrlich geschlafen, begleitet von Vogelgesang und Hahnengeschrei wie Urlaub am Bauernhof.  Diesen Ruhetag gestaltet jeder nach seinen Bedürfnissen. Der Versuch eine Internetverbindung zu kriegen ist erfolgreich, wir können über Skype mit Toni plaudern und ihm unseren Platz zeigen. Für den Abend haben wir beim Chef ein Kesselgulasch bestellt.

Donnerstag, 19.05.
Wetter: Sonne 12-25°
Abfahrt 8.30 Uhr, nun haben wir uns auf die Ortszeit eingestellt. Heute geht's Richtung Norden ins Maramures Gebiet. Bald sehen wir die ersten reichverzierten Holztore und Holzkirchen, welche für dieses Gebiet typisch sind. In Baia Mare wählen wir die Umfahrungsstraße, leider keine gute Idee. Katastrophaler Zustand. Hier wurde früher viel Bergbau betrieben, was haarsträubende Umweltsünden zur Folge hatte. Erst strenge EU-Vorschriften brachten hier eine Änderung. In der Nähe von Sighetu Marmatiei besichtigen wir ein Höfemuseum. Ein aufziehendes Gewitter lässt uns jedoch zu den Mobilen eilen. Wir fahren dann noch weiter bis Sapanta, wo wir uns den “Lustigen Friedhof” anschauen wollen. Die Straße zum 2 km außerhalb des Ortes gelegenen Campingplatzes ist nur im Schritttempo zu befahren. Für die Übernachtungsgebühr von knapp 4 € bekommen wir auch per Holzofen erwärmtes Wasser. Abends feiern wir dann die Überschreitung der 200-tausender Marke an Werners Womo -Tacho.

Freitag, 20.05. 
Wetter: schön, 10-25°
Morgens geht's die 2 km wieder zurück zum sogenannten “Lustigen Friedhof”. In diesem Friedhof werden auf bemalten Holzkreuzen Ereignisse, sowie der Beruf des Verstorbenen bildlich und textlich dargestellt. Leider für uns nicht lesbar. Wir fahren dann wieder retour nach Sighetu und durch das Iza -Tal nach Barsana. Hier entdecken wir einen Holzschnitzer bei der Arbeit an einem der für diese Gegend typischen wunderschönen Holztore. Etwas außerhalb von Barsana liegt die von 1993-98 neu erbaute Klosteranlage, wo man die mit 62 m höchste Holzkirche bewundern kann. Unser heutiges Ziel ist jedoch der kleine Ort Viseu de Sus, Ausgangspunkt der Dampfeisenbahn ins Wassertal. Am Bahnhof erwartet uns ein Stellplatz mit Toilette, Dusche und Stromanschluss für 10 €. Diese Dampfeisenbahn wurde 1925 gebaut, um das Holz aus den riesigen Wäldern des Wassertales transportieren zu können. Das ist auch heute noch ihre Hauptaufgabe. Inzwischen hat man jedoch erkannt, dass die Bahn auch touristisch nutzbar ist und führt nun Touristenzüge ins Wassertal, in das nach wie vor keine Straße führt. Wir besorgen uns noch die Fahrkarten für die Bahnfahrt am nächsten Tag.

Samstag, 21.05.
Wetter: wolkenlos 10-26°
Um 9 Uhr ist Abfahrt des Zuges und die offenen Waggons sind voll ausgebucht. Wir sitzen gegenüber einem rumänisch/deutschen Paar aus dem Banat, welches perfekt deutsch spricht und so haben wir gleich interessante Gesprächspartner. Die Fahrt ins Wassertal ist sehr romantisch, nach den letzten Häusern hört die Straße auf und das Tal wird so eng, dass nur noch der Fluss und die Bahn Platz haben. Nach ca. 20 km und 2 Stunden Fahrzeit ist der Umkehrplatz, das ist ca. die halbe Bahnstrecke. Hier sind Tische und Bänke und man kann sich etwas zum essen und trinken kaufen. Nach dem Umrangieren der Lok geht's wieder retour und gegen 13.30 Uhr kommen wir ziemlich durchgerüttelt zum Bahnhof zurück. Eine Stunde Pause und wir fahren weiter Richtung Borsa. Leider ist kein Stellplatz zu finden und so geht es weiter dem Prislop-Pass zu. Die Straße ist sauschlecht, wir erreichen max. 25 km/h Schnitt. Auf der Passhöhe auf 1416 m kommen wir in eine Landschaft die an Tirol erinnert. Ein idealer Platz zum Übernachten.

Sonntag, 22.05.
Wetter: Fast wolkenlos 8-30°
Beim Frühstück scheint uns bereits die Sonne ins Auto und gleich danach fahren wir bergab Richtung Jacobeni. Die Straße ist genau so schlecht, für die 30 km benötigen wir 21/2 Stunden. Erstaunt sind wir, als wir bei Jacobeni plötzlich auf eine neue schöne Straße treffen. Unser erster Stopp ist in Vama, wo wir ein privates Eiermuseum besichtigen. Jedes Ei ist ein Kunstwerk für sich und wir kommen nicht umhin, einige als Souvenier zu kaufen. Wir sind nun in der Bukowina und vor uns liegen einige Moldau-Klöster, die wir gerne besichtigen möchten. Das Kloster Voronet steht als erstes auf unserem Programm. Die 1488 erbaute Klosterkirche beeindruckt vor allem durch ihre außergewöhnlichen Fresken an der Außenfassade. Die ganze Westseite stellt das Jüngste Gericht dar und der blaue Hintergrund gibt der Farbbezeichnung “Voronetblau” seinen Namen. Auch das Kloster Humor steht noch auf unserem Programm. Wir haben dann noch ca. 50 km bis zum Campingplatz “Vuurplats”, der von Holländern geführt wird und sehr gut ausgestattet ist.

Montag, 23.05.
Wetter: Fast wolkenlos, 7-25°
Heute haben wir 3 Klöster auf dem Programm. Bevor wir zum ersten Kloster, dem Kloster Moldovita kommen, müssen wir noch den Pass Poului mit 1040 m überwinden. Eine landschaftlich schöne Strecke, auch die Straße ist einigermaßen gut. Um 9.30 Uhr sind wir am Ziel. Wir zahlen die üblichen 12 Lei Eintritt inklusive fotografieren und besichtigen die gepflegte Anlage. Nach einer Stunde fahren wir weiter, zum Kloster Sucevita, wo wir um 12 Uhr ankommen. Gewitterwolken hängen am Himmel, aber nach kurzem Regen scheint schon wieder die Sonne. Nach der Mittagspause besichtigen wir das Kloster, dessen Kirche ebenfalls eine gut erhaltene Freskenmalerei an der Außenfassade aufzuweisen hat. Unsere weitere Fahrtroute führt uns über Radauti, Suceava bis Targu Neamt, von wo wir zur Klosteranlage noch 18 km in ein Tal hineinfahren müssen. Das Kloster Neamt ist ein Männerkloster und als wir das Kloster betreten, treffen wir einen Mönch der perfekt deutsch spricht. Wir unterhalten uns ausgezeichnet und lernen viel über die orthodoxe Kirche in Rumänien, zu der er uns gerne bekehren möchte. Wir widerstehen jedoch, dürfen aber trotzdem auf dem Parkplatz vor dem Kloster übernachten. Spät am Abend kommt noch ein Gewitter, aber sonst verbringen wir eine ruhige Nacht.

Dienstag, 24.05.
Wetter: Wolkenlos 12-30°
Vom Kloster müssen wir 17 km zurückfahren bis Targu Neamt, um dann nach 4 km wieder von der Hauptroute abzuzweigen, zu unserem letzten Kloster in dieser Gegend, dem Kloster Agapia. Die Landschaft hier ist sehr schön, bewaldete Hügel tauchen wieder auf, je näher wir dem Kloster kommen. Der Parkplatz ist leer und als wir in den Innenhof des Klosters kommen, staunen wir über den liebevollen Blumenschmuck der Klosterschwestern. Agapia (es liegt auf 541m) ist das größte Nonnenkloster. Eine Menge Motive laden zum Fotografieren ein und wir machen ausgiebig Gebrauch davon. An der Pforte kaufen wir uns noch ein kleines “Schwarzbrot” und das typische rumänische Hefegebäck. Wir ergänzen unsere Wasservorräte und starten unsere Mobile. Unser heutiges Ziel ist die Moldau-Hauptstadt Iasi. Iasi liegt nur wenige km von der Grenze zu Moldavien entfernt, auf beiden Seiten der Grenze wird rumänisch gesprochen. Wir erreichen Iasi gegen 17 Uhr und fahren im Zentrum auf den Parklatz des Hotels “Moldova”. 10 € beträgt hier die Übernachtungsgebühr. Iasi ist wie Rom auf sieben Hügeln erbaut und hat ca. 320 tausend Einwohner. Die Stadtbesichtigung ist leider etwas begrenzt, da viele Bauwerke renoviert werden und deshalb eingerüstet sind. Durch Zufall können wir die neue katholische Kirche besichtigen, sie wird extra für uns aufgesperrt. Wir suchen verzweifelt für unseren Eisliebhaber Werner eine Eisdiele, ohne Erfolg, zum Trost setzen wir uns in ein Straßencafe und lassen uns ein Bierchen schmecken. Da mit der Zeit auch der Hunger kommt, bleiben wir zum Essen auch noch sitzen und spazieren anschließend zurück zu unseren Mobilen. Es ist immer noch ziemlich schwül, daher nehmen wir die Campingstühle heraus und setzen uns vor die Autos. Ein paar Einheimische bleiben stehen und packen ihre Englischkenntnisse aus. Wir bekommen unter anderem einige Informationen über den Straßenzustand auf unserer weiteren Route.

Mittwoch, 25.05.
Wetter: Wolkenlos, bereits 19° am Morgen
Wir haben schlecht geschlafen, sind früh auf und fahren bereits um 8 Uhr ab. Wir haben heute einen Fahrtag geplant. Fahrtroute zurück nach Targu Frumos, weiter über Roman, Bacau bis zum Lacul Sarat bei Braila, der angeblich einer der schönsten Badeseen Südrumäniens sein soll. Badestrände gibt es zwar kaum, doch das salzhaltige Thermalwasser machen sich auch die angrenzenden Therapiezentren zu Nutze. Wir finden nach längerem Suchen einen ziemlich verwahrlosten Campingplatz, auf dem wir die einzigen Gäste sind. 10 € nimmt man trotzdem. Tageskilometer 334

Donnerstag, 26.05.
Wetter: Wolkig, 14-25°
Nach der Abfahrt suchen wir einen Supermarkt, um unsere Vorräte zu ergänzen. Die Supermärkte in Rumänien unterscheiden sich durch nichts von den unseren, außer durch die Aufschriften auf den Verpackungen und zum Teil durch ihre Größe. Ein riesiger Supermarkt in der Nähe von Bukarest verfügte über nicht weniger als 50 Kassen. Die anschließende Fahrt durch Braila stellt sich etwas problematisch heraus, da unsere Route mit Baustellen gespickt ist. Aber dank Walters gutem Navi finden wir den richtigen Weg zur Donaufähre. Aufladen, Fahrt und entladen dauert ca. 1 Stunde. Die restlichen km bis zu unserem Tagesziel in Murighiol schaffen wir bis 15.30 Uhr. Die Fahrt ins Donaudelta ist landschaftlich sehr reizvoll, Hügel mit Weinbergen wechseln ab mit großen Getreidefeldern, Mohn und Kornblumen am Wegrand. Der kleine Campingplatz ist mit unseren Mobilen vollbelegt, es haben ca. 12 Mobile, je nach Größe, Platz.

Freitag, 27.05.
Wetter: Wolkenlos, 12-25°
Noch am Abend haben wir mit dem Campingplatzbetreiber der auch Bootstouren ins Delta anbietet, einen Termin für 7 Uhr vereinbart. Mit zwei PKW fahren wir zur Anlegestelle. Die Fahrt durch die verzweigten Arme des Deltas mit dem Vogelreichtum, sind für uns ein einmaliges Erlebnis. Ganze Kolonien von Kormoranen, Pelikanen, auch die seltenen rosa Pelikane, Schwäne und viele andere Wasservögel können wir aus geringer Entfernung beobachten. Millionen von Fröschen schauen neugierig aus dem Wasser oder sitzen auf den Bättern der Seerosen. Leider bekommt unser Bootsführer jedoch Probleme. Als wir uns einer Kormorankolonie nähern wollen, werden wir von einem Boot der Nationalparkranger gestoppt und zum Umkehren veranlasst. Kurz darauf werden uns die großen Wasserpflanzen zum Verhängnis. Da das Wasser nur ca. 2m tief ist, erfasst die Schiffsschraube immer wieder die Pflanzen, was soweit führt, dass die Schraube schließlich blockiert und nicht mehr in Gang zu bringen ist. Wir warten fast eine Stunde bis ein Kollege kommt und uns abschleppt. Wir können nicht schnell fahren und so dauert die ganze Tour schließlich sieben Stunden, vier Stunden hatten wir gebucht. Wir sind schon ein wenig in Sorge, weil unser Hund im Auto ist, aber es ist alles OK. Müde, aber beladen mit vielen Eindrücken, lassen wir diesen Tag ausklingen.

Samstag, 28.05.
Wetter: Wolkenlos, 12-25°
Heute ist wieder ein Fahrtag eingeplant. Die Route verläuft über Tulcea, Babadag, Baia nach Navodari, wo wir auf dem Campingplatz “s” einchecken. Hier sind nun zwei Tage Urlaub angesagt. Es ist ein netter Campingplatz mit gepflegten Sanitäranlagen und mit Blick aufs Schwarze Meer mit weißem Sandstrand. Die Gebühr beträgt ca. 13 €.
Am Abend essen wir im Campingplatzrestaurant gut und billig.

Sonntag, 29.05.
Wetter: Bis Mittag bedeckt, dann wieder Sonne
Heute machen wir auf Strandurlaub, wir gehen sogar ins Wasser, es ist überraschend warm, ca. 23°. Irmgard bekommt im Friseursalon “Vroni” einen tollen Kurzhaarschnitt verpasst. Bis zum Abend leert sich der Campingplatz, denn viele Einheimische haben nur das Wochenende hier verbracht.
Nachdem wir nun ungefähr die Hälfte unserer geplanten Tour hinter uns gebracht haben, ziehen wir eine erste Bilanz über die vergangenen zwei Wochen und diese fällt durchaus positiv aus. Wir sind überrascht von der Vielfalt der Landschaften, von der Freundlichkeit der Bevölkerung, sowie von den vielen wunderschönen Baudenkmälern, welche durchwegs schön restauriert sind und gepflegt werden. Nun sind wir schon gespannt, was uns die nächsten 14 Tage bringen werden, nach dem Naturwunder Donaudelta kann es eigentlich keine Steigerung mehr geben.

Montag 30.05.
Wetter bedeckt - schaut nach Gewitter aus, 19°
Wir entschließen uns weiter zu fahren. Durch Mamaia ist die Straße sogar 4-spurig, links und rechts der Straße große Hotelanlagen, Rimini lässt grüßen. In Constanta muss es kurz vor unserer Durchfahrt ein starkes Gewitter gegeben haben, denn die Straßen sind so nass, dass man die Löcher nicht mehr erkennt und die Unterführungen gleichen teilweise kleinen Seen. Constanta ist mit ca. 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Rumäniens, wir wollen sie jedoch durchfahren um auf die Autobahn nach Bukarest zu kommen. Diese beginnt bei Cernavoda kostet separat 11 Lei = 3 € und ist 140 km lang. Es ist beinahe kein Verkehr, auch kein Schwerverkehr, wir sind fast allein auf der Autobahn. Die Landschaft ist vollkommen flach und riesige Felder erstrecken sich, soweit das Auge reicht. Wir können beobachten, dass manche Felder noch mit der Hand bearbeitet werden. Das Verkehrsaufkommen ändert sich, als wir in die Nähe der Hauptstadt kommen. Auf der Außenringautobahn herrscht dichter Verkehr und teilweise baustellenbedingter Stau. Wir erreichen unseren Campingplatz “Casa Alba” gegen 14 Uhr. Es ist sehr schwül und wir suchen uns einen Platz unter hohen Bäumen. Der Platz ist sehr primitiv und für das Gebotene mit 80 Lei = 20 € viel zu teuer. Nach einer ausgiebigen, verspäteten Mittagspause fahren wir um 17 Uhr per Bus ins Zentrum von Bukarest. Die öffentlichen Verkehrsmittel haben durchaus westlichen Standard und sind zudem spottbillig. Leider erwischt uns ein Gewitter und es ist ziemlich unlustig in der Stadt, so dass wir nach einer Kaffeepause wieder zurück zum Campingplatz fahren. Auch in der Nacht regnet es noch einmal, wir schlafen aber trotzdem gut.

Dienstag 31.05.
Wetter bedeckt 16°
Nach dem Frühstück brechen wir auf, der Bus bringt uns wieder mitten ins Zentrum. Bukarest ist die Hauptstadt der Walachei und ganz Rumäniens und hat ca. 2 Mio. Einwohner. Diese sind stolz darauf, dass ihre Stadt auch Paris des Ostens genannt wird. Wenn man die breiten Alleen mit ihren herrschaftlichen Villen , die großen Plätze, den Triumphbogen und die historische Altstadt betrachtet, ist dieser Vergleich gar nicht so übertrieben. Dass man nicht in Paris ist merkt man am ehesten, weil vor den meisten dieser Villen ein privater Sicherheitsdienst postiert ist. Um die Stadt zu Fuß zu erkunden ist sie natürlich viel zu groß, am besten bedient man sich dazu der U-Bahn. Die Tageskarte kostet 5 Lei = 1,3 € !! An Paris erinnert hauptsächlich die von Norden nach Süden verlaufende “Calea Victoriei”, die Siegesstraße, welche vom Siegesplatz aus in südlicher Richtung bis zum “Piata Unirii”, dem Einheitsplatz verläuft. Von diesem Platz aus sieht man bereits das wohl berühmteste und zugleich hässlichste Gebäude der Stadt, den Parlamentspalast, ”Palatul Parlamentului”, ursprünglich “Haus des Volkes“ genannt. Im Jahr 1984 begannen die Bauarbeiten an diesem gigantischen Projekt, mit dem sich der kommunistische Diktator Ceausescu ein Denkmal setzen wollte. Über 70.000 Bukarester Bürger wurden zwangsweise umgesiedelt, zahlreiche Kirchen, Klöster und Synagogen abgerissen, um Platz für diesen Bau zu schaffen. Heute erstreckt sich dieses Bauwerk auf eine Fläche von beinahe 65.000 m2 und ist damit das zweitgrößte der Welt (nach dem Pentagon). In den über 1000 Räumen wimmelt es nur so von Superlativen, so hängen über 2000 Kristallleuchter in den Räumen, der größte soll 7000 Glühbirnen enthalten. Die Instandhaltung kostet die Stadt ein Vermögen und man munkelt, dass die Stadt 90% der Räume langsam verfallen lässt, um wenigstens die restlichen 10% den zahlreichen Touristen in einem einwandfreien Zustand zeigen zu können. Bukarest hat natürlich weit mehr zu bieten als dieses Gebäude, allein in der Altstadt gibt es zahlreiche Kulturdenkmäler zu bestaunen. Vom alten Fürstenhof sind leider nur mehr Fragmente vorhanden, die dazugehörende Kirche “Biserica Curtea Veche” aus dem Jahr 1559 ist jedoch gut erhalten und damit die älteste Kirche Bukarests. Die in der Nachbarschaft liegende “Alte Karawanserei” war vor 200 Jahren Herberge und Handelshaus der Kaufleute und Händler aus ganz Europa. Heute ist das ganze Ensemble schön restauriert, es gibt einen Hotelbetrieb, Restaurant und Cafes, die Räumlichkeiten werden für Feste aller Art, z.B. Hochzeiten, gebucht. Eines der schönsten Gebäude Bukarests ist sicher das an der Siegesstraße gelegene “Athenäum”, ein Konzerthaus, in dessen Kuppelsaal 1000 Personen Platz finden. Nach der Revolution 1989 wurde das stark in Mitleidenschaft gezogene Gebäude zum Teil mit Spenden aus der Bevölkerung wieder in den heutigen Zustand versetzt. Um Bukarest einigermaßen kennen zu lernen, würde man sicher eine Woche benötigen, wir haben dafür aber nur einen Tag vorgesehen. Und so fahren wir gegen Abend müde, aber mit vielen Eindrücken beladen zu unserem Campingplatz.

Mittwoch 01.06.
Wetter bedeckt 16° 
Abfahrt etwas verspätet 8.45 Uhr. In der Nähe des Campingplatzes befindet sich ein riesiges Einkaufszentrum, welches wir als erstes anfahren. Um diese Zeit ist noch wenig Betrieb, so dass wir die benötigten Sachen bald beisammen haben. Das Angebot deckt sich mit dem unserer Supermärkte, nur wesentlich größer. Die Regale sind übervoll und auch viele Produkte “Made in Austria” sind dabei. Das Preisniveau ist im Schnitt etwas niedriger als bei uns, für rumänische Durchschnittsverdiener ziemlich hoch. Erst einige der insgesamt 50 Kassen haben geöffnet, aber wir kommen trotzdem flott aus dem Laden. So gerüstet fahren wir aus der Stadt hinaus, Richtung Buzau zu den Schlammvulkanen bei Berca. Die Landschaft ist hügelig, mit schönen Blumenwiesen und gepflegten Feldern, auch die Straße ist OK. Das ändert sich nach Berca, denn hier leben die Menschen noch sehr ärmlich und genau so ist auch der Straßenzustand. Den Parkplatz bei den Schlammvulkanen erreichen wir um ca.15 Uhr. Nach einer kurzen Pause erkunden wir die einzigartige Landschaft bei den Vulkanen, welche einer Mondlandschaft ähnelt. Aus den bis zu zwei Meter hohen Vulkankegeln blubbert in unregelmäßigen Abständen ein kalter, grauer Schlamm, der in feuchtem Zustand ausgesprochen glitschig ist. Bei Regenwetter ist deshalb das Gelände geschlossen. Wir haben Glück, eine schöne Abendstimmung trägt dazu bei, dass wir gute Fotos schießen können. Am Abend zieht jedoch ein Gewitter auf und es regnet 1 Stunde lang ziemlich stark. Unser Wiesenparkplatz ist bald überschwemmt und wir fürchten, am nächsten Morgen Probleme mit dem Herausfahren zu bekommen. Wir lassen uns trotzdem den Abend nicht verderben.

Donnerstag 02.06.
Wetter bedeckt, 16°, untertags schön und heiß
Abfahrt 8.45 Uhr. Wir haben Glück und können alle drei Mobile unbeschadet aus der schlammigen und noch ziemlich nassen Wiese herausmanövrieren. Unser heutiges Ziel ist Brasov/Kronstadt Zuerst die Holperstrecke bis Berca, dann auf schöner, aber sehr kurvenreicher Straße bis zu unserem ersten Ziel, der Kirchenburg von Prejmer/Tartlau. Diese ist die am besten erhaltene Kirchenburg Siebenbürgens und wurde in ihrer Geschichte nie von Feinden erobert. Bei Angriffen zogen sich alle 272 Familien des Ortes in das Innere der Wehranlage zurück. Hinter den 4,5 m dicken Mauern hatte jede Familie ihre eigenen Räume, in denen sie auch eine längere Belagerung aushielten. Gegen 14 Uhr fahren wir weiter nach Harmann/Honigberg. Auch diese Kirchenburg wurde nie von Feinden erobert. Nur noch wenige km trennen uns von Brasov. Wir fahren zuerst auf den Parkplatz der Aussichtsseilbahn, aber unsere Hoffnung hier parken zu können zerschlägt sich, überall ist Parkverbot. Ein bewachter Hotelparkplatz erweist sich ebenfalls als ungeeignet und so fahren wir wieder aus der Stadt hinaus. Etwa 10 km außerhalb, an der Straße Richtung Bukarest, befindet sich ein recht schöner und ruhiger Campingplatz. Kaum haben wir eingecheckt fängt es auch heute zu regnen an und wir verbringen einen ruhigen Abend im Mobil.

Freitag 03.06. 
Wetter bewölkt 15°, untertags wieder schön
Heute wollen wir mit dem Taxi vom Campingplatz nach Brasov hineinfahren. Der Portier bestellt uns 2 Taxis, die auch in wenigen Minuten hier sind. Wir lassen uns bis zur Talstation der Seilbahn fahren. (Taxikosten 15 Lei = 4 €) für ca. 10 km. Die alte Kabinenbahn bringt uns auf die bewaldeten Höhen des 967 m hohen Tampa, von wo wir einen guten Überblick auf die Stadt und ihre Umgebung genießen. Wieder im Tal gehen wir zu Fuß das kurze Stück hinunter in die Altstadt. Der Mittelpunkt der Altstadt ist der mittelalterliche Marktplatz, (Piata Sfatului), das alte Rathaus aus dem Jahre 1420 steht mitten auf dem Platz. Das Wahrzeichen von Brasov ist jedoch die Schwarze Kirche, die größte gotische Kirche Südosteuropas. Der Name geht auf den Brand zurück der im Jahr 1689 die Mauern der Kirche schwarz färbte. Sie beherbergt unter anderem nicht nur die größte Glocke, sondern auch die größte Orgel Rumäniens. Um die Mittagszeit beenden wir diesen Besichtigungstag mit einem guten Mittagessen in den Gassen der Altstadt. Ein Taxi bringt uns anschließend wieder zum Campingplatz, wo wir den Nachmittag auf “Urlaub” machen.

Samstag 04.06.
Wetter bewölkt, 15° untertags schön
Start wie immer um 8.30 Uhr, der Campingplatz kostet 78 Lei/Tag inkl. Hund, übrigens der einzige Platz wo wir für den Hund etwas bezahlen mussten. Unser heutiges Ziel ist das Dracula-Schloss Bran. Die Straße steigt gleich an und wir fahren durch ein richtiges Hochtal. Hier sieht man, dass der Tourismus bereits Fuß gefasst hat, sogar einige Schigebiete liegen an der Strecke. Nach ca. 40 km erreichen wir Sinaia, eines der beliebtesten Reiseziele Rumäniens. Das kleine auf 800 m gelegene Bergdorf lebt sowohl vom Winter- als auch vom Sommertourismus. Im Winter führen Seilbahnen und Lifte ins Schigebiet bis auf 2000 m Höhe, im Sommer ist es ein sehr schönes Wandergebiet. Die Hauptattraktion Sinaias ist jedoch das als schönstes Schloss Rumäniens bezeichnete Schloss Peles, welches Ende des 19. Jahrhunderts von König Carol I. als Sommerresidenz errichtet wurde. Parkplatzsuche für 3 Mobile ist heute nicht einfach, der Besucherandrang ist bereits groß, man könnte meinen, sämtliche Schulen Rumäniens haben als Schulausflug dieses Schloss auf dem Programm. In dem weitläufigen Park findet man aber noch einige weitere sehr schöne schlossartige Gebäude. Wir wandern noch ein wenig durch die schönen Anlagen, dann gehen wir wieder zu unseren Mobilen. Wir fahren die gleiche Strecke zurück bis Predeal, wo die Straße nach Rasnov/Rosenau abzweigt. Kurz vor Rasnov machen wir Mittagspause auf einer Wiese mit Bach, auf der sich bereits einige rumänische Familien zum Picknick niedergelassen haben. Die Rosenauer Burg ist weithin sichtbar, sie thront oberhalb von Rasnov. Parken ist diesmal kein Problem, es ist sogar gratis. Es ist ziemlich schwül, der Weg zur Burg liegt jedoch großteils im Schatten, so ist es kein Problem. Das Burginnere gibt nicht viel her, aber man hat einen sehr schönen Blick ins Tal und auf die umliegenden Berge, die aber von aufziehenden Gewitterwolken bereits eingehüllt sind. Wir beeilen uns, um noch trocken zu den Mobilen zu kommen, aber auf der Fahrt nach Bran erwischt uns dann der Regen. Unser Campingplatz für heute liegt sehr schön und ist auch gut ausgestattet. Er liegt ca. 1km vom Schloss entfernt und trägt den bezeichnenden Namen “Camping Vampir”. Der Regen ist vorbei und sogar die Sonne kommt wieder heraus, so dass wir noch im Freien zu Abend essen.

Sonntag 05.06.
Wetter: Heiter 15°, untertags sommerlich warm
Vormittag haben wir die Besichtigung des Dracula- Schlosses Bran/Törzburg eingeplant. Mit Vlad Tepes, auch Dracula genannt, hat das Schloss eigentlich wenig zu tun, ganze 3 Tage soll er angeblich auf dem Schloss verbracht haben. Der übliche Wirbel beim Eintritt, die Innenräume sind zum Teil noch original eingerichtet, nach den Wünschen der rumänischen Königin Maria. Nach einem verfrühten Mittagessen fahren wir weiter nach Sighisoara/Schäßburg, wo wir gerade zur Kaffeepause am Campingplatz eintreffen. Ein kleiner Platz, eher als Stellplatz zu bezeichnen, jedoch zentral gelegen und mit einwandfreien Sanitäranlagen. Leider bekommen wir wieder das nun schon tägliche Gewitter, aber danach brechen wir doch noch zu einem Stadtbummel auf. Durch den Gewitterregen sind die Straßen ziemlich ausgestorben, aber als es zu dunkeln beginnt wird die Altstadt sehr schön beleuchtet. Wir wollen uns am nächsten Tag alles bei Tageslicht anschauen.

Montag, 06.06.
Wetter: Wolkenlos, 12°, untertags sommerlich heiß
Nach dem Frühstück brechen wir auf um die Stadt zu erkunden. Diese teilt sich in eine Unter- und eine Oberstadt. Während in der Unterstadt nur wenige historische Gebäude vorhanden sind, ist die Oberstadt als mittelalterliche Zitadelle gut erhalten. Das Wahrzeichen der Stadt der “Turm mit der Uhr” ist gleichzeitig der Eingang in die Oberstadt. Hier empfängt uns ein großer Platz, auf dem die ehemalige Klosterkirche, die heutige evangelische Stadtpfarrkirche dominiert. Gegenüber liegt ein großer Touristenmagnet, das Haus des Vlad Dracul, die Tourismuswerbung behauptet, es sei das Geburtshaus von Vlad Tepes Dracula. Eine überdachte Holztreppe mit 175 Stufen führt weiter hinauf zur Bergkirche und zum deutschen Gymnasium. Auch eine deutsche Volksschule gibt es hier, sowie einen deutschen Friedhof. Bereits an der Stadteinfahrt von Schäßburg war uns eine 3-sprachige Ortstafel aufgefallen, rumänisch, deutsch u. ungarisch (Kärnten lässt grüßen). In der Stadtpfarrkirche erzählt uns eine ungarischstämmige Rumänin in perfektem Deutsch einiges Interessantes über das Zusammenleben der drei Volksgruppen, welches anscheinend problemlos funktioniert.
Gegen Mittag fahren wir weiter nach Sibiu/Herrmannstadt. Einen kurzen Stopp legen wir noch in Medias ein. Etwas mühselig gestaltet sich die Platzsuche in Sibiu, wir finden schließlich einen Campingplatz ca. 10 km außerhalb in Cisnadioara, der von einer Deutschen geführt wird. Heute gibt es ausnahmsweise kein Gewitter und wir sitzen am Abend noch in der Sonne.

Dienstag 07.06.
Wetter: Wolkenlos 19°, untertags heiße 30°
Wir haben wieder Taxis bestellt, es kommt jedoch nur eines, so dass die Platzchefin uns mit ihrem Auto ins Zentrum von Sibiu bringt. Sibiu, das 2007 Kulturhauptstadt Europas war, ist aus diesem Anlass sehr schön renoviert worden und erlebt seither auch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die evangelische Stadtpfarrkirche ist leider eingerüstet und kann nicht besichtigt werden. An Sonn- und Feiertagen findet hier ein Gottesdienst in deutscher Sprache statt. Bei einem “Billa” Supermarkt ergänzen wir noch unsere Vorräte und fahren mit dem Taxi wieder zurück zum Campingplatz. Wir genießen den herrlichen Nachmittag und können abends zum ersten Mal im Freien grillen.

Mittwoch,08.06.
Wetter: Wolkenlos 19°, untertags heiße 30°
Wir wollen versuchen die Hochgebirgsstraße auf den Fagaras - Pass zu fahren und hoffen bis zum gesperrten Scheiteltunnel zu kommen. Die Straße wurde von Ceausescu ebenfalls als Prestigeprojekt von Häftlingen gebaut und zieht sich unterhalb des mit 2544 m höchsten Berges Rumäniens, dem Moldoveanu, über das Fagarasgebirge. Nach 20 km heißt es jedoch umkehren die Straße ist gesperrt. Wir wissen noch nicht, wo wir heute einen Übernachtungsplatz finden werden. Wir fahren auf der E81 bis zur Kurstadt Ramnicu Valcea, dann zweigen wir auf die E67 ab Richtung Targu Jiu. An dieser Strecke liegt der Töpferort Horezu, sowie das gleichnamige Kloster, das größte Kloster der Walachei. Hier finden wir so eine Art Campingplatz mit mietbaren Hütten Auf Wohnmobile nicht eingerichtet stellt man uns jedoch Toilette und Dusche in einer Hütte zur Verfügung. Das alles um 15 Lei pro Mobil. Das Gewitter kommt diesmal in der Nacht und stört ein wenig unsere Nachtruhe.

Donnerstag 09.06.
Wetter: 15° in der Früh, bis Mittag schön, dann bewölkt.
Um 8.30 Abfahrt zum 6 km entfernten Kloster Horezu, das zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Wir sind die ersten Besucher und sind sehr beeindruckt von den künstlerischen Schätzen, die dieses Kloster birgt, die Kirche mit den Fresken aus dem 17. Jhdt., die Arkadengänge und der Innenhof mit den wunderschönen Rosenbeeten. Als der erste Reisebus eintrifft spazieren wir zu den Mobilen und fahren zurück in die Stadt Horezu. Es ist gar nicht so leicht das Töpferviertel Olari zu finden, aber plötzlich sehen wir das erste Hinweisschild und auch die ersten Häuser der Töpfer tauchen auf . Bunt bemalte Schüsseln und Vasen zieren die Zäune und die Hauswände der Häuser links und rechts der Straße. Als wir unsere Mobile auf der Straße parken, kommen die Töpfer gleich aus den Häusern und bitten uns herein. Man kann sich, wenn man das Endprodukt sieht, überhaupt nicht vorstellen unter welchen einfachen Bedingungen hier getöpfert und bemalt wird. Das Bemalen ist Frauenarbeit, sie benötigen zum Bemalen eines normal großen Tellers nicht länger als 5min. Wir besuchen 3 Töpfer und kaufen überall ein paar Sachen zur Erinnerung. Nach dem Mittagessen in unserem Campingrestaurant, fahren wir bis kurz vor Drobeta Turnu Severin und nehmen dort eine 10 km lange Stichstraße zu einem Kloster. Kurz davor ist der Busumkehrplatz, der sich gut zum Übernachten eignet.

Freitag, 10.06.
Wetter: Bedeckt 17°, am Nachmittag Nieselregen 15°
Die 10 km Holperstrecke zurück bis zur Abzweigung dann auf der E 70 durch DrobetaTurnu Severin. Ab hier fahren wir der Donau entlang bis Orsava, wo wir von der E 70 wieder abzweigen. Die Straße führt weiter der Donau entlang und wir fahren bis zum Decebal (ein riesiger Kopf, in Stein gehauen). Die steilen Wände rücken immer näher und die Donau wird immer mehr zusammengedrängt. Nach einem kleinen Kloster stellen wir unsere Mobile für eine Mittagspause ab. Der Donaudurchbruch ist nur mit dem Schiff zu befahren, an der schmalsten Stelle ist die Donau nur noch 160m breit und auf beiden Seiten steigen die Karpatenwände 500 m steil in die Höhe. Gegen 13 Uhr drehen wir um, den gleichen Weg zurück bis zur E 70, Abzweigung zum Herkulesbad/Baile Herculane. In kleinen Betonbecken kann man in dem jodhältigen Wasser gratis kuren, was von den Einheimischen fleißig in Anspruch genommen wird. Dem Campingschild folgend kommen wir auf einen privaten Wiesenplatz, wo wir um 10 Lei übernachten können. Es nieselt immer noch, daher machen wir es uns in den Mobilen gemütlich.

Samstag,11.06.
Wetter: bedeckt 15°, untertags wolkig und warm
Auf der gut ausgebauten E 70 fahren wir gemütlich bis Timisoara/Temeschwar, der Hauptstadt des Banat und unser letztes Ziel in Rumänien. Der Campingplatz “International” am östlichen Stadtrand ist schnell gefunden (Gebühr 80 Lei = 20 €). Nach der Mittagspause rufen wir wieder unsere Taxis um in die Stadt zu fahren. Diese sind wirklich spottbillig, der Tarif in die Stadt, ca. 5km, beträgt 8 Lei = 2 €. Wir steigen am Einheitsplatz aus und beginnen den Rundgang durch die Altstadt. Bereits am Einheitsplatz, der wegen des an der Ostseite des Platzes stehenden Domes auch Domplatz genannt wird, sieht man den Einfluss des von Wien ausgehenden Barockstils. Auf dem Weg über Freiheitsplatz, Siegesplatz bis zur orthodoxen Kathedrale passiert man zahlreiche interessante Gebäude, die jedoch noch einer Renovierung harren. Timisoara war im ausgehenden 19. Jhdt. sicher die fortschrittlichste Stadt Rumäniens, so gab es hier die erste Pferdestraßenbahn, die ersten Wasserleitungen Rumäniens, sowie 1884 die erste elektrische Straßenbeleuchtung Europas. Eingang in die Geschichtsbücher fand Timisoara jedoch, weil die Revolution von 1989 von hier seinen Ausgang nahm. Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück und lassen den Tag bei einem Glas guten Weins ausklingen und auch unsere Fahrt durch Rumänien Revue passieren. Wir sind uns einig, dass alle Vorurteile, die diesem Land vielfach entgegengebracht werden, in keinster Weise zutreffen. Die Vielfältigkeit und Schönheit der Landschaft, die unzähligen Kulturdenkmäler sowie die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Bevölkerung müssen bei jedem Besucher einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Pfingstsonntag 12.06.
Wetter: Bedeckt 15°, untertags schön
Am Stadtrand haben wir in einem riesigen Supermarkt unsere letzten Lei ausgegeben und verlassen anschließend Rumänien beim Grenzübergang Szeged. Über die ungarische Autobahn kommen wir rasch voran und sind am frühen Nachmittag in Kecskemet. Den Campingplatz neben einem Schwimmbad gibt es nicht mehr, wir finden jedoch in der Nähe einen ruhigen Parkplatz.

Pfingstmontag 13.06.
Wetter: Wolkig 19°, untertags heiß
Nun geht's nach Hause, Werner verabschiedet sich bei Budapest, wir fahren weiter bis zum schönen Stellplatz in Deutsch Jahrndorf. Dienstag fährt auch Walter nach Hause, wir bleiben noch ein wenig im Burgenland, aber am 18.06. sind auch wir wieder daheim. Es war eine schöne und interessante Reise.