Auf den Spuren der Ritterorden

von Ingrid und Manfred List
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3.6.05. Wir machten uns allein auf den Weg da wir keine Partner fanden. Unsere erste Etappe war die NÖ Landesausstellung in Kleinwetzdorf unter dem Motto Helden.

4.6.05 Ein Streifzug von den Helden der Antike bis zu den modernen Helden z.B. im Sport. Am Heldenberg zeigten sie geheimnisvolle Kreisanlagen und das Leben in der Steinzeit. Unsere Route führte uns durch Tschechien und dann Richtung Polen. Knapp vor der polnischen Grenze übernachteten wir im Regen vor einem geschlossenen Campingplatz.

5.6.05 Das nächste Etappenziel war Warschau. Kurz nach der polnischen Grenze versorgten wir uns bei einem Bankomat mit polnischen Zloty. 1 € entspricht etwa 4 PLN. Der Campingplatz WOK, ca. 7 km südöstlich vom Zentrum, ist sehr empfehlenswert. Um 48,60 PLN (12,50 €), gibt es einen sauberen Rasenplatz unter Bäumen, mit heißen Duschen und sogar einen kostenlosen Internetanschluss.

6.6.05 Gegen Abend erreichten wir in Sangruda, Litauens Grenzort. Der Geldautomat in Kalvarija versorgte uns mit Litas, 1 € etwa 3,30 LTL. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz, der leider nicht war wo er sein sollte, also übernachteten wir in der Nähe eines Gasthauses auf einem Parkplatz.

7.6.05 Unser erstes Ziel ist Trakei. Es gibt dort einen schönen Campingplatz an einem See, den wir Mittags erreichten. (40,- LTL = ca. 12,20 €). Der Rest des Tages wird gefaulenzt. Wir treffen hier auf einen Konvoi der Perestroika Reisen auf dem Weg nach St. Petersburg.

8.6.05 Heute stand die erste Besichtigung auf dem Programm. Auf einer Insel im See steht die Burg Trakei. Hier haben die litauischen Herzöge einst residiert. Litauen war im Mittelalter sehr eng mit Polen verbunden, das spürt man allerorten an der Religiosität. Die Bevölkerung ist überwiegend katholisch zum Unterschied von Lettland und Estland. Nachmittag ging’s weiter nach Vilnius der Landeshauptstadt. Wir fanden einen kostenlosen Parkplatz nördlich des Stadtzentrums am Ufer der Neris, wo wir auch übernachteten. Oberhalb des Platzes standen große WOMO’s einer Filmgesellschaft, die streng bewacht wurden und so hatten auch wir eine Gratisaufsicht. Die Stadt wird beherrscht vom Gediminasturm auf dem gleichnamigen Hügel, der mit einem Doppelmayrlift erschlossen ist. Die Kathedrale mit freistehendem Glockenturm erinnert eher an einen griechischen Tempel als an einen Dom. Als Reste der sowjetischen Herrschaft findet man im ganzen Baltikum russisch orthodoxe Kirchen, so auch hier. Das letzte erhaltene Stadttor „Tor der Morgenröte“ beherbergt in einer Kapelle ein wundertätiges Muttergottesbild, zu dem Scharen von gläubigen Litauern pilgern.

9.6.05 Am Nachmittag besuchten wir das Freilichtmuseum Rumsiskes in der Nähe von Kaunas. In diesem weitläufigen Höfemuseum, ein Rundgang ist ca. 7 km, sieht man riedgedeckte Bauernhöfe aus allen Regionen, leider sehr unübersichtlich und mangelhaft beschrieben. Inzwischen Abend geworden, können wir gemeinsam mit zwei französischen WOMO’s nach längeren Verhandlungen um 10,- LTL vor dem Eingang des Museums übernachten.

10.6.05 Nächste Station ist Kaunas, das wirtschaftliche Zentrum von Litauen. Mittags probierten wir eine einheimische Spezialität: Cepelinai (Zeppeline) gefüllte Kartoffelklöße mit Rahmsoße. Weiter Richtung Lettland besuchten wir den Berg der Kreuze. Hier haben die Litauer aus Protest gegen die Besatzer unzählige Kreuze in allen Größen aufgestellt, inzwischen sind es mindestens schon 500.000. Gegen Abend passieren wir die Grenze zu Lettland. Auf unserem Weg nach Norden besuchten wir das Schloss Rundale. Eine gewaltige Anlage mit wunderschön eingerichteten Räumen. In Riga angekommen, steuern wir den ABC Camping an der östlichen Stadtausfahrt an. Hier zahlt man mit Lats. 1,50 € entspricht etwa 1 LVL. Die Straßen in Lettland sind zum Unterschied von Litauen sehr schlecht, viele Löcher und gewaltige Spurrillen. Außerdem sind die Hinweisschilder äußerst mangelhaft, kein Voraviso. Manchmal hilft nur raten oder die Sonne als Orientierungshilfe, wo es weitergeht.

11.6.05 Mit dem Bus fuhren wir ins Zentrum von Riga. Gleich am Anfang steht das prächtige Schwarzhäupterhaus von der Bruderschaft der ledigen Kaufleute. Im Cafe nebenan tranken wir den teuersten Kaffee, dafür aber einen von Meindl. Beim Bummel durch die Altstadt entdeckten wir viele liebevoll restaurierte Jugendstilhäuser. Eines der Wahrzeichen Rigas sind die 3 Brüder, Wohnhäuser aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Eine interessante, sehenswerte Stadt, die sich nach dem Erlangen der Eigenständigkeit sehr schnell entwickelt hat, wo allerdings einiges noch auf der Strecke geblieben ist. Das spürten wir, als wir zum Campingplatz zurückfahren wollten. Die Busstation war dort, wo wir sie nie vermutet hätten und die Ausstiegsstelle ebenfalls. Also, richtig ankommen ist dort oft Glückssache.

12.6.05 Bei der Weiterfahrt hatten wir nochmals unsere liebe Not auf Grund der miserablen Beschriftung und machten unfreiwillig einen riesigen Umweg. Unser Ziel ist heute der Nationalpark Gauja, der nordöstlich von Riga liegt. In der Nähe von Sigulda ist die restaurierte Ordensritterburg Turaida. Wenige Kilometer weiter kommen wir zu einem Wehrdorf, aus dem 9. Jh., bestehend aus rekonstruierten Blockhütten, die auf einer Insel mitten in einem See stehen. Im Städtchen Cesis gibt es eine gewaltige Ordensburg die wir mit Helm und Laterne besichtigen. Wir übernachteten am Camping „Melecu Licis“ an der Ostsee um 5 LVL = 7,50 € aber sehr primitiv, Container WC und Waschgelegenheit unter freiem Himmel.

13.6.05 Wir überschritten die estnische Grenze ohne Aufenthalt und besorgten uns in Pernu estnische Kronen. 1 € entspricht etwa 15 EEK. Angenehm fällt sofort der bessere Straßenzustand und die Hinweisschilder auf, nur mit dem entziffern haben wir Schwierigkeiten, da des Estnische mit dem Finnischen verwandt ist und es daher keine Ähnlichkeiten gibt. (Stadtzentrum = Kesklinn) Am Nachmittag erreichten wir Tallinn und steuerten zuerst den Hafen (Sadam) an. Wir erkundeten die Fährverbindungen nach Helsinki und suchten am Stadtplan den Campingplatz. Der gut ausgestattete Platz „Tallinn City Camping“ liegt nur ca. 2 km östlich vom Stadtzentrum entfernt. Abends fuhren wir mit dem Bus in die sehenswerte Altstadt mit gepflegten Jugendstilhäusern und der Ratsapotheke, die seit 1422 durchgehend in Betrieb ist. Auf dem Domberg oberhalb des Zentrums steht eine besonders schöne, russische Kirche.

14.6.05 Wir ließen das WOMO am Campingplatz stehen und fuhren mit der Fähre nach Helsinki. Die günstigste Möglichkeit mit der „Silja Line“ kostete pro Person 500 EEK = 33,- € . Nach einem Rundgang durch den Markt am Hafen suchten wir die Touristeninfo auf, wo wir einen Plan für eine Stadtrundfahrt mit der Straßenbahn bekamen. Die auf deutsch beschriebene Runde führt durch die Stadt mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Am Nachmittag sehen wir uns Helsinki bei einer Hafenrundfahrt noch vom Wasser aus an. Es ist eine schöne, aber sehr teure Stadt. Wir kehrten am Abend nach Tallinn zurück wo wir noch im Brauhaus, einem sehr originellen Lokal, das einheimische Bier genossen.

15.6.05 Wir besuchten am Morgen das prächtige Barockschloss Kadriborg in einer gepflegten Parkanlage. Zu sehen ist eine umfangreiche Gemäldegalerie und Porzellanausstellung. Wir kamen zu einem kleinen Konzert in historischen Kostümen zurecht. Anschließend besuchten wir westlich von Tallinn das Freilichtmuseum „Rocca al Mare“. Das ist ein Höfemuseum mit Bauernhäusern aus allen Gegenden Estlands und zum Unterschied von Litauen, sogar in deutsch sehr gut erklärt. Bevor wir uns wieder Richtung Süden wendeten, wollten wir noch auf die Insel Saaremaa. Mangels eines geeigneten Übernachtungsplatzes entschlossen wir uns noch die Fähre um 22 Uhr zu nehmen. Nach einigen Kilometern fanden wir auch noch einen Campingplatz, der zwar offen war aber verwaist. Wir blieben trotzdem hier und übernachteten.

16.6.05 Vormittag erreichten wir den Hauptort der Insel, Kuressaare, wo wir uns am Campinglatz City Harbour im Hafen einmieteten. Er kostet zwar die Hälfte von Tallinn (150,- EEK = 10,- €), aber dafür wird für die Dusche 30,- EEK verlangt. Aber um 35,- EEK kann man ca. 500 m weiter im Hallenbad duschen, schwimmen und in der Sauna schwitzen.

17.6.05 Wir besichtigten die Arensburg, die 1330 vom deutschen Orden errichtet wurde. Mittag aßen wir in der zum Restaurant umfunktionierten Blockmühle einheimische Spezialitäten. Am Campingplatz trafen wir erstmals Österreicher mit WOMO.

18.6.05 Jetzt ging’s wieder Richtung Heimat. Unterwegs machten wir noch einen Stop in Kaali bei einem 7.500 Jahre alten Meteoritenkrater. Auf der Fähre trafen wir Tiroler aus Seefeld, denen wir Grüße an Hans Kärle mitgaben. Wieder in Lettland quälten wir uns durch Riga und suchten an der Küste eine Übernachtungsmöglichkeit. Wie schon gehabt, stimmten die Angaben nicht und erst ein Einheimischer führte uns zu dem Platz, der sich aber beinahe am Ende der Welt befindet.

19.6.05 Heute machten wir uns auf den Weg Richtung Ostsee und dann der Küste entlang nach Litauen. Beim Grenzübergang wurde die grüne Karte und die Zulassung kontrolliert. In Palanga besichtigten wir das Bernsteinmuseum, das mitten in einem riesigen Park steht. Bei der Rückkehr mussten wir zu unserem Entsetzen feststellen, dass in das WOMO eingebrochen wurde. Die vordere rechte Dreieckscheibe wurde eingeschlagen und alles durchwühlt, aber außer dem CB Funkgerät nichts stehlenswertes gefunden. Wir hatten alles von Wert bei uns. Bei der Polizei trafen wir Leidensgefährten, denen das ganze Fahrzeug gestohlen wurde.

20.6.05 In Klaipeda ließen wir in der Fordwerkstatt die Scheibe ersetzen. Gegen Mittag fuhren wir entlang der Kurischen Nehrung, aber am Festland, Richtung Süden bis zum Leuchtturm in Vente. Hier hat man eine schöne Aussicht auf die Wanderdünen bei Nida. Wir übernachteten am Parkplatz von Schloss Pilis an der Memel.

21.6.05 Am Abend erreichten wir Warschau und quartierten uns wieder im Camping WOK ein.

22.6.05 Den Abschluss unserer Reise machten wir mit einer Stadtbesichtigung von Warschau.

23.-24.6.05 Heimfahrt mit Übernachtung in Berlin.

Es war eine erlebnisreiche, interessante Reise, die wir sehr empfehlen können.

Ingrid und Manfred

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