Reise nach Polen

von Odo und Rotraud Spahn
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Nachdem wir schon einige Jahre davon gesprochen hatten, war es heuer soweit. Polen, ein für uns neues Reiseland steht auf dem Programm. Wir wollen eine „Runde“ drehen und in den geplanten 4 Wochen so viel wie möglich von diesem Land sehen.
Vorgenommen haben wir uns eine Rundreise vom Riesengebirge im Südwesten nach Breslau, nach Norden zur Ostseeküste, diese nach Osten bis Danzig und zur Frischen Nehrung, Elblag, Malbork, dann nach Masuren zur Seenplatte. Weiter soll es Richtung Süden gehen nach Warschau, Krakau (mit Besuch der Verwandten von Rotraud) und dann in die Hohe Tatra – Zakopane – bis es wieder über die Slovakei nach Österreich gehen soll.
Am 1. Mai geht es los: Es geht Richtung Tschechien.
Wir wollen, da wir genügend Zeit haben, die Autobahn vermeiden und umfahren Prag. Bei Turnov kommen wir wieder auf die Hauptstrasse Richtung Polen, dann geht es ins Riesengebirge, über Harrachov – bekannt durch seine Schiflugschanze erreichen wir die Grenze.
Sklarska Poreba (Schreiberhau) ist der erste polnische Ort. Es herrscht reger Touristenbetrieb (Feiertag!). Dann erreichen wir unser heutiges Tagesziel Jelenia Gora (Hirschberg), eine schöne, ganz schön große Stadt, am Fuße des Riesengebirges. Den Abend nützen wir noch zu einem kleinen Spaziergang in der Stadt, mit den schönen am Ring liegenden Gebäuden. Leider ist es etwas zu kalt, um in den lauschigen Gasthäusern einzukehren!!!
Wir bleiben in Jelenia und wollen mit den Bikes die Ortschaften in der Nähe – vor allem, das am Riesengebirge, zu Fuße der Schneekoppe liegende Karpacz besuchen.
Hier befindet sich als eine besondere Novität, die Stabkirche Wang. Diese Kirche ist 800 Jahre alt und wurde im 18. Jahrhundert von Norwegen nach Polen gebracht und hier wieder aufgestellt. Am Rückweg machen wir Station in Myslakowice (Erdmanndorf), im Dom Tirolski, einen renovierten alten Tiroler (Erdmannsdorf) Dom Tirolski, (im 19. Jhdt machten sich hier, aus der Heimat vertriebene protestantische Tiroler Bauern sesshaft). Am nächsten Tag geht es nach Chelmsko Slaskie (Schömberg) wo 300 Jahre alte Holzlaubenhäuser – die „Zwölf Apostel“ stehen, auch die Josefskirche ist sehenswert, jedoch sind alle diese Bauten sehr renovierungsbedürftig!!!
Nächstes Ziel ist Krzeskow (Grüssau) ein Kloster, das wieder im alten Glanz erstrahlt, mit einer Marienkirche und mit bedeutenden Fresken in der nebenan liegenden Josephskirche. So fahren wir weiter Richtung Wroclaw (Breslau), wobei wir unterwegs in Swidnica (Schweidnitz) Station machen. Hier steht die evangelische Friedenskirche zur hl. Dreifaltigkeit, ein beeindruckendes Beispiel der Holzbaukunst des 17. Jhdt.
Wroclaw (Breslau) ist am Abend unser Ziel. Die Stadt präsentiert sich in vollem Glanze. Die Zerstörungen des 2. Weltkrieges – Breslau wurde sinnlos in den letzten Tagen des Krieges zur „offenen“ Stadt erklärt und stark beschädigt und auch die Unterlassungen der Nachkriegszeit sind weitgehend beseitigt. Vor allem die Gegend um den „Rynek“ mit dem Rathaus und die umliegenden Häuser sind sehr sehenswert. Auch die Kirchen erstrahlen wieder in voller Pracht und zeigen mit ihrer prunkvollen Ausstattung den Stellenwert der Religion in Polen!

Weiter geht es nach Norden. Wir wollen zur Ostsee. Das erste Ziel ist Kolobrzeg (Kolberg), eine Stadt mit großer Vergangenheit und schönen Häusern und Kirchen. Auch der alte Leuchtturm beim ehemaligen Fort ist sehenswert. Der Strand ist kilometerlang und hat einen sehr feinen Sand – fast schöner als in Italien. Wir fahren weiter über Gaski (Leuchtturm) – Mielno – Lazy – Dabki nach Darlowo (Rügenwalde).
Dann weiter nach Ustka (Stolpmünde) ein mondäner Bade- und Kurort am Meer, mit wunderschön restaurierten Häusern. Natürlich auch ein herrlicher, endloser Sandstrand! Wir bummeln gemütlich eine Runde, ich erklettere den dortigen Leuchtturm, dann fahren wir weiter Richtung Leba. Die Strecke führt durchs Land, man sieht vom Meer gar nichts. Es ist eigentlich immer so, dass die Orte am Meer nur mit Stichstraßen zu erreichen sind, die Fahrten im Inland bieten – außer dem teilweise wirklich schlechten Straßenzustand – keine Abwechslung und die landschaftlichen Anreize sind auch nicht so besonders!!
In Leba gibt es den Slowinzischen Nationalpark. Das sind riesige Wanderdünen, die im Laufe der Jahre sogar Ortschaften verschlungen haben Unmittelbar hinter der Küste ragen die Sanddünen bis zu 50 m hoch in den Himmel, kilometerlang ist eine richtige Wüstenlandschaft zu sehen! Dahinter sind 2 Seen, der Lebsko und der Gardnersee. Wir fahren zuerst mit dem Bike bis zu den Dünen und erklettern dann die teilweise steilen Sandhänge. Endlos lang ziehen sich die Dünen dahin, es ergeben sich faszinierende Blicke aufs Meer und die dahinter liegenden Seen.

Weiter nach Osten geht unsere Reise, das nächste Ziel ist Schloss Krokowa in der Kaschubei. Dieses Schloss wurde von dem deutschen Besitzer renoviert und dient als Ort der Europäischen Begegnung.
Dann fahren wir auf die Halbinsel Hel, die sich weit ins Meer hinauszieht. Gegenüber liegen die Städte Gdynia, Soppot und Gdansk.
Dann geht es Richtung Danzig, Freitag ist es, der Verkehr ist stark, ohne „Frau Lisa“ hätten wir nicht zu unserem „Parking 24“ mitten in der Stadt gefunden. Hier, 10 Minuten vom Zentrum entfernt, bleiben wir über Nacht.
Stadtbesichtigung in Danzig. Die Stadt wurde im Krieg fast vollständig zerstört und war nur mehr ein Trümmerhaufen. 1949 begann man mit dem Wiederaufbau, der jedoch nicht detailgenau durchgeführt wurde, sondern nach alten Plänen und Stichen aus dem 19. Jhdt. So zeigt sich Danzig heute als eine der schönsten Städte von Polen, mit wunderbaren alten Häusern, Kirchen und Plätzen. Man kann gar nicht genug schauen, es ist meiner Meinung nach eine der schönsten Städte die wir je gesehen haben. Wir besichtigen die Rechtstadt mit ihren schönen Kirchen und Plätzen, ich besteige den Kirchturm der Marienkirche (400 Stufen). Auch die Altstadt (Stare Miasto ) ist unser Ziel. Nach stundenlangem Herumspazieren und Schauen sind wir müde und genießen an der Motlava einen Imbiss mit Bier und schauen den vorbeifahrenden Schiffen zu. Nach 6 Stunden Besichtigen haben wir genug, fahren mit dem RM auf die Westerplatte, wo im Jahre 1939 der 2. Weltkrieg durch die Beschießung der polnischen Stellungen begonnen hat. Danach fahren wir zum Meer, beiSobieszwewo, östlich von Danzig finden wir einen schönen, ruhigen Platz zum Übernachten.
Östlich von Danzig zieht sich die Frische Nehrung bis zum russischen Kaliningrad. Wir fahren bis Piaski, der letzte Ort vor der Grenze. Hier parken wir am schönen Sandstrand und fahren mit den Bikes zu der jetzt schon nahen Grenze. Die Straße – nur mehr Betonplatten – endet bald, dann geht ein Karrenweg weiter, dann endet auch der und es gibt nur mehr einen Pfad und tausende Mücken …… !!!! Auf der rechten Seite die verschilfte Nehrung, links jenseits der Düne soll das Meer sein, wir geben auf und verschieben den Besuch der Grenze zu Russland!!!!!!

Elblag (Elbing) ist unser nächstes Ziel. Wir besichtigen die schöne Nikolaikirche in deren Innerem mehrere schöne gotische Altäre aufgestellt sind. Elblag wurde, wie so viele andere Städte in Polen, sehr stark zerstört und der Wiederaufbau, bzw. die Renovierung der alten Häuser wird erst jetzt in den letzten Jahren vorangetrieben. So sieht man schön renovierte Bauten und Bauruinen nebeneinander stehen!
Dann geht’s weiter nach Malbork (Marienburg), die ehemalige Festung der Deutschen Ordensritter aus dem 12. Jahrhundert. Diese Burg ist eine der schönsten in Polen und daher mit Recht ins Weltkulturerbe der UNO übernommen. Sie hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich.

Und dann zu einem der Höhepunkte unserer Reise: Der Kanal Elblaski, (Oberwälderkanal), ein im 19. Jahrhundert erbauter Kanal, der die Städte Elblag mit Ostroda im Süden verbindet. Da beim Bau über 100 Höhenmeter zu überwinden waren, baute man an Stelle von Schleusen Schrägen ein, über die die Schiffe auf Schienen gezogen werden. Der Antrieb geschieht völlig ohne fremde Energie, sondern über Umlenkrollen und Drahtseile werden die Schiffe über die schiefen Ebenen gezogen!!! Wir finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt am Kanal- die „schiefe Ebene“ mit dem Antrieb vor unseren Augen!!!!!!.
Gegen 9h30 erscheint das erste „bergfahrende“ Schiff und wir begleiten es auf den Rädern bis zur letzten schiefen Ebene bei Bucziewiec. Der Weg führt neben dem Kanal dahin und wir können gemütlich mit dem Schiff mitradeln und bei der Umsetzung bei den einzelnen Stationen zuschauen. Es ist schon sehr beeindruckend wie einfach und doch durchdacht das gesamte System wirkt! Bei jeder dieser Stationen befindet sich ein kleines Werk mit einem Wasserrad etwas tiefer als der Kanal, dieses Wasserrad treibt über Umlenkräder zwei breite „Schiffs-Eisenbahnwagen” von denen jeweils einer nach oben, der andere nach unten auf Schienen fährt. Die Schiffe fahren einfach im Wasser auf die Wagen, werden befestigt und los geht’s. Eine Supersache!!!!!!
Die Masurische Seenplatte ist als nächstes im Programm. Es sind dies unzählige Seen, die alle durch Kanäle verbunden sind, ein Paradies für Bootsbesitzer! Die Straßen sind leider fast immer abseits der Seen, die Landschaft zeigt sich aber schön und abwechslungsreich, jedoch „eben“. Nach einer Nacht am Stellplatz in Mikolajki (übrigens der einzige „offizielle“ in Polen!) und einer ausführlichen Besichtigung der Umgebung mit den Rädern, geht es nach Norden in die Stadt Gizycko (Lötzen). In Gizycko finden wir am Jachthafen einen schönen Stellplatz, auch für die Übernachtung.
Am Vormittag nahmen wir dann Kurs nach Norden zu den Seen dort. Über Stytgort Duzy, schön an 2 Seen gelegen, mit einem tollen Jachthafen kamen wir nach Gierloz zur Wolfsschanze, dem ehemaligen Hauptquartier von Adolf Hitler im Osten. Heute ein von der Natur bereits zugewachsenes Ruinenfeld – bei Rückzug der Deutschen wurden die Anlagen alle gesprengt – zeigt es doch noch deutlich wie groß die Anlage war und gibt ein Beispiel des Größenwahnes der damaligen Benützer.
Die Reise geht jetzt Ri Warschau , bei Grunwalde (Denkmal für die Schlacht von Tannenberg 1410) finden wir einen ruhigen und auch bewachten Übernachtungsplatz.
Weiter geht’s nach Chelmno (Kulm), eine mittelalterliche Stadt mit teilweise intakter Stadtmauer undschönen Häusern am „Rynek“. Den Tagesabschluss macht die Fahrt nach Torun (Torn ). Die Altstadt ist noch immer von einer Mauer mit schönen alten Toren umgeben, die Innenstadt vor allem um das Rathaus ist wunderschön. Wir wandern umher, in alle Kirchen – es ist wieder Sonntag, daher kommen wir auch in den Genuss von Messen und auch einer Erstkommunion! Und vor allem müssen wir den hervorragenden Toruner Lebkuchen kaufen, dies ist eine Spezialität der Stadt!
Es geht weiter nach Warschau. In wenigen Minuten ist die Altstadt und die Sehenswürdigkeiten von Warschau erreicht. Wir wandern durch die Straßen und Plätze und finden auch Warschau einen Besuch wert, obwohl – unserer Meinung nach – Warschau nicht den Reiz von Breslau und Danzig aufweist. Auch sind noch viele Bauarbeiten und diese trüben das Gesamtbild ganz gewaltig. Unser Besuch ist jedoch nur von kurzer Dauer, es warten noch einige Ziele.
Am späteren Nachmittag geht’s nach Kazimierz Dolny, laut Reiseführer der schönste Ort an der Weichsel. Und er hat nicht zuviel versprochen: Eine wunderschöne. kleine Stadt mit schönen, alten Häusern um den Rynek (Ring), alte Getreidespeicher aus Holz und einer schönen Kirche. Heute geht es nach Krakow (Krakau). Rotraud hat hier Verwandte, die wir seit über 30 Jahren nicht gesehen haben! Übernachtung am CP. Wir wandern durch Krakau, den Rynek entlang, besichtigen die wunderschöne Marienkirche mit dem berühmten Altar von Veit Stoss und all die anderen Sehenswürdigkeiten dieser schönen Stadt, die noch immer ein altösterreichisches Flair an sich trägt. Nachmittags treffen wir dann wieder Donata, die uns dann noch einige „Spezialitäten“ der Stadt zeigt: Den Wawel mit dem Königschloss und den alten jüdischen Teil von Krakau, Kaziemierz.

Morgen geht’s nach Auschwitz. In dieser Stadt war während des 2. Weltkrieges das größte deutsche Konzentrationslager. Hier wurden Millionen unschuldiger Menschen von einem barbarischen Regime eingesperrt und ermordet!
Die Besichtigung dieser Grauenstätte ist einfach ein Pflichtteil einer Reise nach Polen. Wir gehen durch das jetzt bestehende Museum und sind zutiefst erschüttert über die Gräuel die hier passierten. So etwas darf einfach nicht wieder sein und deshalb muss man auch der Jugend diese Ausstellung zeigen. Es sind auch viele polnische Schulklassen und Jugendliche unterwegs.
Anschließend geht’s nach Wadowice, wo wir nach einiger Mühe Robert den Bruder von Donata finden. Er nimmt uns herzlich auf, bewirtet uns mit Wiener Schnitzel und zeigt uns anschließend seinen Wohnort, der als Geburtsstadt von Papst Johannes Paul II, in Polen als Kultstätte gilt. Robert will uns auch den nahe liegenden Wallfahrtsort Kalwaria Zebrzydowska zeigen. Es ist dies eine riesige Klosteranlage nach dem Muster der heiligen Stätten in Jerusalem angelegt. Der gesamte Leidensweg von Jesus wird an eigenen Kirchen und Kapellen gezeigt, es sind insgesamt 42 Objekte. Sie abzuschreiten ergibt einen Weg von mehr als 6 KM. Auch die Kirche ist beeindruckend! Robert hat eine kleine Privatführung initiiert und ein netter, deutsch sprechender junger Pater führt uns durch die Kirche. So erhalten wir – dies wird sonst bei Führungen nicht gemacht – einen Einblick in die Räume, die Papst Johannes Paul II bei seinen 3 Besuchen in Kalwaria bewohnte und die noch so erhalten sind, wie er sie benützte!
Dann geht’s weiter Richtung Zakopane, Am CP nahe der Sprunganlage nehmen wir Quartier. Ruhetag in Zakopane. Der Himmel zeigt hie und da die Sonne, es ist auch etwas wärmer. Wir bummeln durch die Stadt, die sich als riesiger Rummelplatz darbietet. Ein Stand nach dem anderen, Grillbuden, Geschäfte und viele Menschen (Samstag) lassen Kirtagsstimmung aufkommen. Zakopane ist ja der bekannteste Wintersportort Polens in der Hohen Tatra, besonders schön sind die alten Häuser. Da das Wetter jedoch nicht mitspielt, beschließen wir früher heim zu Fahren.

Nach 3700 km kommen wir wieder gesund und unfallfrei in St. Peter an. Es war eine wunderschöne Reise mit vielen Höhepunkten. Polen ist auch für uns Reisemobilisten bereisenswert. Die Preise sind noch moderat, das Essen gut und preiswert und Übernachten kann man mit der üblichen Vorsicht fast überall. Wir sind sowohl auf CP (10 – 15 €), bewachten Parkplätzen (5-10 €, in Städten etwas teurer), als auch „frei“ gestanden. Wir hatten nie ein unsicheres Gefühl und die Freundlichkeit der Bevölkerung war auch nicht zu überbieten.

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