Nachdem mein Mann Heinz und ich große Griechenland-Fans sind und schon einige Male dieses von uns so geliebte Land, insbesondere die Insel Kreta bereist haben, wollten wir heuer die Türkei besuchen. Heinz war schon vor ca. 30 Jahren, auf der Rückfahrt von einer Bergbesteigung im Iran durch die Türkei gereist und hat mir immer wieder von den vielfältigen Schönheiten dieses Landes vorgeschwärmt. Ich war eher skeptisch – zu viele Berichte über Massentourismus usw. Aber man soll ja neue Eindrücke sammeln. So gingen wir Anfang September zum ÖAMTC-Stützpunkt in Schwaz und erkundigten uns bei den freundlichen und überaus hilfsbereiten Mitarbeitern über freie Plätze auf der Mittelmeerfähre Ancona – Cesme. Nach kurzer Rückfrage bei der Reederei stand fest, dass am 25.09. noch eine 2-Bett- Außenkabine (Camping an Bord nicht möglich!) und ein Stellplatz für unser Womo verfügbar ist, und so entschließen wir uns endgültig zur Reise. Da die Marmara-Line als einzige Reederei diese Strecke bedient und wir die Anreise über den endlosen Landweg nicht in Kauf nehmen wollten, akzeptierten wir den mit Euro 1540,- nicht gerade wohlfeilen Preis (nur Frühstück inkl.) und die Reise konnte beginnen.
25.09.2004
4.00 Uhr Tagwache. Es ist ungemütlich, regnet leicht, ein guter Grund um ein wesentlich wärmeres Land aufzusuchen. Fahren ohne Frühstück los. Die Straßen sind leer und wir kommen zügig voran. In Mantova kurzer Halt für einen schnellen Kaffee und weiter über Bologna bis Fano. Dort fahren wir von der Autostrada ab und besichtigen den Ort. Es ist immer noch kalt und menschenleer. Kein Vergleich zum Trubel in den Sommermonaten. Dann weiter bis zum Hafen von Ancona und Suche nach der Anlegestelle. Dort angekommen stellen wir fest, dass zwar viele PKW’s auf die Verladung warten, aber nur sehr wenige Wohnmobile. Die einzige Ausnahme ist ein italienischer Womo-Club mit ca. 20 Womos, die auf dem Weg „in die Wüste“ sind. Eigenartig, die Fähren nach Griechenland werden doch immer von Campern regelrecht gestürmt! Um 21.00 Uhr beginnt endlich die Einschiffung und irgendwann beziehen wir die Kabine (leider nicht so schön wie am Traumschiff!) und begeben uns zur Ruhe.
26.09. -27.09.2004
Das Leben an Bord zieht sich endlos dahin. Einzige Abwechslung ist das Frühstück, bestehend aus grünen und schwarzen Oliven, hartgekochten Eiern geschmacklosem Weißbrot und jeder Menge Kaffee oder Tee. Dafür gibt es im Self-Service-Restaurant so exotische Genüsse wie „gebratene Pflanzen im Gärtnertopf‘ und andere wirklich ausgezeichnete Speisen. Gott sein Dank ist das Wetter prächtig und die Zeit am Oberdeck vergeht mit dem Studium diverser Reiseführer und Landkarten, welche uns zum Teil in dankenswerter Weise von unseren Womo-Freunden Irmgard und Günther Rottenbacher und Vroni und Walter Krismer zur Verfügung gestellt wurden. Mit jeder Menge erstrebenswerter Ziele vor Augen legen wir am
28.09.2004
um 8.00 Uhr im modernen Hafen von Cesme an. Die Einreiseformalitäten gehen dann doch nicht ganz reibungslos vonstatten, teilweise herrscht chaotisches Durcheinander, jeder will der Erste beim Zoll sein, Türken schimpfen in mehreren Sprachen auf Syrer und umgekehrt, die Sonne scheint schon vom wolkenlosen Himmel, die Temperatur steigt unaufhaltsam an und die Zollbeamten sind teilweise total überfordert (es gibt ca. 10 modernste Abfertigungsstellen, aber nur 3 sind besetzt). Gegen 10.00 Uhr verlassen wird den Hafen und fahren auf einer modernen Autobahn für eine geringe Maut (1.50) über Izmir nach Aydin und weiter auf gut ausgebauter Schnellstraße über Denizli zu unserem ersten Ziel APHRODISIAS. Es ist sehr heiß und wir beschließen. die Ausgrabungen erst am nächsten Morgen zu besichtigen.
29.09.2004
Um 09.00 Uhr werden die Tore geöffnet und wir beginnen den Rundgang durch die antike Stätte. Sind überrascht, wie gepflegt die gesamte Anlage ist. Da noch keine anderen Touristen da sind, können wir das 10.000 Besucher fassende Theater, den Aphroditetempel und das 30.000 Fans fassende Stadion, das angeblich besterhaltene im gesamten Mittelmeerraum, in Ruhe genießen. Aber die Hitze wird schon wieder unerträglich und Busse mit schwitzenden Touristen kommen angefahren, ein guter Grund zum Weiterfahren. Auf gut ausgebauter Straße via Tavas, Denizli nach HIERAPOLIS und zu den weltberühmten Sinterterrassen von PAMUKKALE. Es ist heiß, sicher 35°, wir haben keine Lust zur Besichtigung. Die Terrassen dürfen nur noch auf einem Pfad betreten werden, bei der geringsten Abweichung vom Weg pfeift sofort ein Aufsichtsorgan. Menschenmassen, vorwiegend aus Russland und Polen, wälzen sich über den Steig. Mittlerweile erstrahlen die Terrassen, dank einer ausgeklügelten Bewässerung, wieder in blendendem Weiß. Nachdem auch der letzte Touristenbus abgefahren ist, und PAMUKKALE im Licht der untergehenden Sonne erstrahlt, beginnen wir mit der Besichtigung. Die ganze Anlage „gehört“ nun uns und auch die Nacht verbringen wir gänzlich allein. Ich wundere mich immer wieder, kein einziges Womo weit und breit!
30.09.2004
Aufgrund der Hitze beschließen wir, noch nicht zur Südküste zu fahren, sondern weiter in den Osten vorzudringen. Gut, dass man so flexibel ist. Da fällt uns ein, dass unsere Womo-Freunde Vroni und Walter vom SALDA-GOLÜ geschwärmt haben. Also nichts wie hin. Fahren über Denizli nach Yesilova. Dort ist gerade Markttag, die Temperatur noch erträglich und so mischen wir uns unter die Kaufwütigen. Reich bepackt mit Gemüse, Honig, Brot und Obst umrunden wir den ausgesprochen hübschen SALDA-GÖLÜ. Das Wasser ist klar und einladend, Heinz nimmt ein erfrischendes Bad. Mir fällt ein, dass Vroni erzählt hat, es gäbe dort Seeschlangen. Ich spaziere am Ufer entlang, und innerhalb kürzester Zeit sehe ich sieben Seeschlangen, einige Eidechsen und einen Eisvogel. Das genügt, ich verzichte aufs Bad. Der Tag ist so schön, und so bleiben wir am Ufer des Sees bei einem „SB-Restaurant“. Der Wirt stellt neben den Tisch einen kleinen Griller, holt aus der Gefriertruhe ein paar Fleischspießchen und der Gast grillt selbst. Es ist ein so idyllischer Platz, wir bleiben über Nacht. Auch hier wieder keine Womos trotz prächtigster Plätze! Angeblich sollen im Sommer viele Franzosen dort campieren, aber ab September ist nichts mehr los.
01.10.2004
Start zu einer der landschaftlich schönsten Strecken überhaupt. Entlang der ANATOLISCHEN SEENPLATTE via Burdur – Isparta – Egridir – Beysehir nach Konya. Die Landschaft erinnert stark an unsere Heimat, irgendwie wie am Achensee. Die Straße könnte nicht besser sein und die Aus- und Tiefblicke auf Budur-Gölü, Egirdir-Gölü und Beysehir-Gölü sind überwältigend. Dafür lässt uns der Blick vom 1460 m hoch gelegenen Türbesi-Pass auf das smoggeschwängerte, riesige, total verbaute Konya erschauern. Wir sind keine Liebhaber großer Städte und so ergreifen wir die Flucht weiter Richtung Osten. (Es ist immer wieder ein Schock, wie riesig die Städte sind, nicht nur die bekannten Großstädte, auch Orte, die auf unserer ausgezeichneten Baedeker-Karte nicht einmal verzeichnet sind, erweisen sich als gigantisch. Hügel sind bis zum höchsten Punkt in hässlichster Plattenbauweise total zugebaut.) Die Landschaft wird nun steppenartig, der Verkehr immer dichter und wir erreichen SUL T ANHANI. Der Besuch der angeblich schönsten Karawanserei der östlichen Welt ist natürlich Pflicht und am Ortsende finden wir einen Mini-Camp mit grünem Rasen und heißem Wasser. Wie immer, kein weiteres Wohnmobil weit und breit- schön langsam fühlen wir uns schon wie Außerirdische. obwohl wir keine Probleme mit dem Alleinreisen haben.
02.10.2004
Und wieder steht uns ein absolutes Highlight bevor – KAPPADOKIEN. Dieser Name allein weckt schon Fernweh! Von Aksaray weiter nach Güzelyurt ins sogenannte „Tal der Felsenkirchen“ nach Ilhara. Dort beginnen wir eine schone Wanderung zu den berühmten Felsenkirchen. Die St. Georgskirche, die Schlangenkirche und die Dunkle Kirche besichtigen wir genauer. Schon erstaunlich, unter welchen Bedingungen die Christen damals haben leben müssen. Für diese Gegend müsste man viel mehr Zeit haben, aber leider, wir haben uns entschlossen, doch noch bis zum legendären Nemrut Dagi im „fernen Osten der Türkei“ vorzudringen und so drängt die Zeit. Aber die absoluten „Muss“ dieser Gegend dürfen natürlich nicht fehlen. So fahren wir nach Üchisar und bestaunen die sogenannte „Burg“. Ein beeindruckender Tuffsteinfelsen mit Höhlenwohnungen. Und darüber kreisen knatternde Hubschrauber mit zahlungskräftigen Touristen an Bord. Den Straßenrand säumen Verkaufsbuden mit allem was nur irgendwie verkauft werden kann. Weiter nach Göreme, wie erwartet, ein Touristenmekka. Aber die Landschaft ist so gewaltig, dass man alles andere vergisst. Diese Vielfalt an Türmen, Fels-, Geister- und Feenkaminen, wirklich ein Naturwunder. Die Nacht verbringen wir am luxuriösen Campingplatz – hier gibt es auch einige Dauercamper aus Deutschland, Belgien… Und wieder die Klage der Campingplatzbetreiber, dass der Chartertourismus der Untergang des Individualtourismus sei.
03.10.2004
Gegen 6.00 Uhr erwachen wir durch das typische Geräusch von Heißluftballons. Und wirklich, aus dieser grandiosen Mondlandschaft steigen dutzende bunter Ballons auf, umkreisen die Erdpyramiden und schweben über dieser unbeschreiblich schönen Landschaft (für Euro 120,- p.P. kann jeder mitmachen). Weitere Besichtigung der Pyramiden und Kegel bei Ürgüp und Zelve. Die Vielfalt ist gewaltig, der Touristenrummel allerdings auch. Das Töpferdorf Avanos ist ein Flop, kein einziges Gefäß entspricht meinem Geschmack. Nun beginnt eine landschaftlich schöne Fahrt durchs Gebirge auf alter Straße nach Incesu und weiter über Kayseri zu unserem nächsten Ziel dem Städtchen Kayakevi. Dort befindet sich eine etwas desolate Skistation und dort ist auch der Ausgangspunkt für Besteigungen des 3916 m hohen ERCIYAS DAGI. Da mein Mann Heinz ein begeisterter Alpinist ist, war dieser Ort für ihn natürlich von Bedeutung. Wir hatten eine prächtige Sicht auf den Gipfel, die Wolken in der Gipfelregion lichteten sich und der Berg zeigte sich von seiner besten Seite. Nachdem er sich wieder in Wolken gehüllt hatte, fuhren wir auf der gut ausgebauten Passstrasse abwärts bis Develi und in Bakirdagi nächtigten wir mit Erlaubnis des Besitzers hinter einer Tankstelle.
04.10.2004
Heute steht uns eine lange Fahrt zum NEMRUT DAGI bevor, daher Aufbruch im Morgengrauen und durch wunderschöne Landschaft über den 1960 m hohen Gezbeli-Pass über Goksun, Karaman-Maris, Gölbasi nach Adiyaman und weiter bis nach Kahta. Beginn der Auffahrt auf guter Straße bis zur römischen Brücke am Euphrat. Hier beginnt dann die landschaftlich sehr schöne, aber extrem steile Auffahrt (der Kassierer am „Gate“ warnte ausdrücklich vor der Steigung!) zum Nemrut Dagi. Nach einigen Kilometern wechselt der Straßenbelag zu einem total ausgewaschenen Kopfsteinpflaster, doch unser Allrad-Nissan versagt auch hier nicht. Endlich erreichen wir den Parkplatz samt Kiosk am Ende der Straße. Hier stehen schon ca. 25 Minibusse und eine Touristenkarawane schlängelt sich zu den Terrassen am Berg hinauf. Zum ersten Mal auf dieser Reise ist es nicht mehr so heiß, wir genießen die kühle Bergluft. Bestaunen die riesigen Steinmonumente auf der sogenannten „Westterrasse“ und nach einem wunderschönen Sonnenuntergang steigen wir zu unserem Womo ab. Nach Abzug aller Touristenbusse sind wir in dieser herrlichen Gegend allein.
05.10.2004
5.30 Uhr Aufstieg zur „Ostterrasse“. Es ist sehr kühl und die schon wieder zahlreich anwesenden Touristen frieren in ihrer Sommerbekleidung still vor sich hin. Um 6.20 Uhr geht endlich die Sonne auf, und die riesigen Steinköpfe erscheinen in einem mystischen Licht. Abstieg und ein ausgiebiges Frühstück. Dann Beginn der endlosen und unheimlich öden Fahrt (einzige Unterbrechung ist die ca. 30 Minuten dauernde Fahrt mit der Fähre über den Atatürk-Stausee) über Siverek, Urfa nach Gazi Antep. Diese Strecke ist nicht ausgebaut und weist teilweise lange Steigungen auf. Und hier wälzt sich der gesamte Verkehr (viele Tankzüge ältester Bauart) Richtung Syrien – ein Überholen ist über lange Strecken undenkbar. In Gazi Antep beginnt die moderne 6-spurige Autobahn und auch hier wieder, wie auf türkischen Autobahnen üblich, fast kein Verkehr. Fahren am Golf von Iskenderun entlang. Aber welche Enttäuschung! Statt schöner Strände mit lauschigen Buchten nur Schwerindustrie und riesige Städte über viele Kilometer. Es wird schon dunkel und wir flüchten von der Autobahn in den Ort Payas und nächtigen wieder einmal bei einer Tankstelle. Der Verkehrslärm während der ganzen Nacht ist unbeschreiblich, da sich der gesamte Verkehr aus unverständlichen Gründen (minimale Maut) nicht auf der Autobahn, sondern auf der „normalen“ Straße dahin wälzt.
06.10.2004
Nach soviel Autofahren und Kultur wollen wir doch auch endlich ans Meer kommen! Daher auf schnellstem Wege über Adana und Tarsus nach Mersin. Dort wollen wir uns den Fährhafen nach Zypern anschauen, aber der Verkehr ist so dicht, dass wir Mersin auf schnellstem Weg Richtung Westen verlassen. Die Küste bis kurz vor Kizkalesi ist ein einziges „Straßendorf‘. Man sieht keinen Millimeter der Küste, sondern nur Hochhäuser ohne Ende links und rechts der Schnellstraße. Wir wurden ja vor Beginn der Reise gewarnt, aber dass die gesamte Küste so verbaut ist, konnten wir nicht recht glauben! Dann endlich erreichen wir den schönen MoCamp in Kizkalesi, welchen mein Mann schon 1968 entdeckt hatte. Außer uns stehen noch 2 andere Womos auf diesem großen Platz. Das Restaurant ist geschlossen, aber nach all der Fahrerei haben wir uns einige Tage Entspannung verdient.
09.10.2004
Immer noch enttäuscht von der Südküste beschließen wir ins Hinterland zu flüchten. Bei Silifke fahren wir nach Norden bis Olba. Dort befindet sich das Zeus-Heiligtum DIOCAISAREIA. In einer wunderschönen Berglandschaft liegt diese guterhaltene Ausgrabungsstätte. Von den 36 Säulen des Zeustempels stehen noch 30 und der antike Aquädukt überspannt eine riesige Tomatenplantage. In der näheren Umgebung befindet sich eine weitläufige Nekropole inmitten von Weingärten. Die Weinlese befindet sich gerade auf dem Höhepunkt, Überall reges Treiben und für ein paar Groschen kaufen wir Trauben direkt vom Rebstock. Das ist eine Gegend, wie wir sie lieben. Weiter auf äußerst kurvenreicher Straße, mit atemberaubenden Tiefblicken in Canyons, bis Mut und weiter westwärts Richtung Ermenek. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir einen prachtvollen Aussichtspunkt, der uns gleichzeitig als Nachtplatz dient.
10.10.2004
Weiter geht die Fahrt auf diesem Hochplateau, durch schöne Nadelwälder, atemberaubende Blicke in tiefe Schluchten und auf weitere Bergketten. Der einzige Gegenverkehr sind ab und zu Schaf- und Ziegenherden. Ab Ermenek fahren wir dann wieder Richtung Süden durch herrliche Kiefernwälder nach Anamur.
09.10.2004
Immer noch enttäuscht von der Südküste beschließen wir ins Hinterland zu flüchten. Bei Silitke fahren wir nach Norden bis Olba. Dort befindet sich das Zeus-Heiligtum DIOCAISAREIA. In einer wunderschönen Berglandschaft liegt diese guterhaltene Ausgrabungsstätte. Von den 36 Saulen des Zeustempels stehen noch 30 und der antike Aquädukt überspannt eine riesige Tomatenplantage. In der naheren Umgebung befindet sich eine weitläufige Nekropole inmitten von Weingärten. Die Weinlese befindet sich gerade auf dem Höhepunkt, überall reges Treiben und für ein paar Groschen kaufen wir Trauben direkt vom Rebstock. Das ist eine Gegend, wie wir sie lieben. Weiter auf äußerst kurvenreicher Straße, mit atemberaubenden Tiefblicken in Canyons, bis Mut und weiter westwärts Richtung Ermenek. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir einen prachtvollen Aussichtspunkt, der uns gleichzeitig als Nachtplatz dient.
10.10.2004
Weiter geht die Fahrt auf diesem Hochplateau, durch schöne Nadelwälder, atemberaubende Blicke in tiefe Schluchten und auf weitere Bergketten. Der einzige Gegenverkehr sind ab und zu Schaf- und Ziegenherden. Ab Ermenek fahren wir dann wieder Richtung Süden durch herrliche Kiefernwälder nach Anamur. Dort Besichtigung von Anamur Kalezi und kurze Erkundungsfahrt der Küste entlang Richtung Osten. Wieder das gleiche Bild. Ein Ort geht nahtlos in den nächsten über. Eine Hotelanlage neben der anderen. Das einzig Attraktive in dieser Gegend sind die Bananenplantagen, die sich über viele Kilometer erstrecken. Keine Möglichkeit einen Standplatz am Strand zu finden, daher begeben wir uns in den rustikalen, aber angenehmen Waldcamping. Wieder das gleiche Bild. Zwei oder drei Womos, das Restaurant ist wegen mangelnder Frequenz geschlossen.
13.10.2004
Ausgeruht starten wir die Fahrt entlang der kurvenreichen, aber bestens ausgebauten Küstenstraße Richtung Alanya. Der Touristenstrom wird immer dichter und unsere Stimmung immer schlechter. Kurz vor Alanya verlassen wir die Straße Richtung Hinterland und hoffen, am Dimcayi die Einsamkeit zu finden. Daraus wird aber nichts. Der ganze Fluss ist mit Ausflugsrestaurants zugepflastert. Allerdings sind diese Gaststätten nicht ohne Reiz. Die Tische und Bänke befinden sich teilweise im Wasser, oder auf Hochgestellen über dem Wasser und grellbunte Baldachins spenden Schatten. Nach dem ersten Schock erweist sich Dimcayi doch als erträglich. Allerdings droht dieser Idylle schon wieder ein Ende. Am Ende des Tales wird ein riesiger Staudamm errichtet. Schade!
14.10.2004
Zurück auf der Küstenstraße und der Touristenrummel überrollt uns wieder. Daher einziger Ausweg, ab ins Hinterland. Bei Manavgat zweigen wir in die Berge ab und fahren bis zum neuen Staudamm. Wunderbare Gebirgslandschaft. zahlreiche Restaurants im und am See. Zum Abendessen serviert uns der Wirt frische Forellen und wir genießen die Ruhe. Die Mückenplage wahrend der Nacht ist allerdings auch nicht ohne.
15.10.2004
Total zerstochen und genervt setzten wir die Reise Richtung Side fort. Fahren durch die Ausgrabungsstätte und weiter bis ASPENDOS. Ausgiebige Besichtigung des berühmten Theaters und der Ruinen. Dann entlang eines wunderschönen Flusses (zahlreiche Raftingunternehmer bieten ihre Dienste an) über Beskonak bis zur alten Römerbrücke am Köprülü Canyon. Die Brücke erscheint mir etwas schmal, aber mit tief ausatmen und gut zielen schafft Heinz die Überfahrt ohne Kratzer am Auto. Nach 11 km Auffahrt auf schöner Bergstraße erreichen wir Seige. Vorbei an einigen doch sehr lästigen Kindern bis zum Parkplatz mit Restaurant. Trinken dort gleich einen türkischen Kaffee und haben fortan Ruhe vor lästigen Händlern usw. Besichtigen in aller Ruhe und ohne sogenannte Führer das sehr verfallene Theater. Auch ein anschließender Bummel durch den Ort ist ohne Belästigung möglich. Finden an der Straße einen wunderbaren Stellplatz und verbringen die Nacht in dieser grandiosen Landschaft.
16.10.2004
Zum Frühstück gibt es leider nur Brot von“ vorgestern“, aber das Panorama entschädigt uns. Wir verlassen diese Traumgegend wieder mit dem Ziel Antalya. Nach kurzem Aufenthalt (wenigstens die öffentlichen Telefone funktionieren hier auf Anhieb) fahren wir weiter nach TERMESSOS. Dort bezahlen wir einige Euro Eintritt und fahren die Bergstraße bis zur eigentlichen Ausgrabungsstätte hoch. Die Besichtigung erweist sich als relativ anstrengend, die gesamte Ausgrabungsstätte ist auf einem weitläufigen Hügel verstreut und Wegweiser und Hinweisschilder sind eher selten. Trotzdem, ein gelungener Nachmittag, den wir nicht missen möchten. Nächtigen am Eingang zum Nationalpark -Gebfihr ist im Eintrittsgeld enthalten.
17.10. -19.10.2004
Fahren weiter entlang der touristisch tota1 übererschlossenen Küste, mit kleien Abstechern in Kerner, Kale, Kas, Kalkan und Patara. Immer wieder das gleiche Bild -Hotels, Kneipen, Touristen… Teilweise ist es unmöglich, auch nur einen kurzen Badestop zu machen. Wenn man die schönen Strände von Kalkan und Patara besuchen will, zahlt man kräftige Eintrittsgebühren und kommt dann doch nur auf einen teilweise längeren Fußmarsch zum Strand. Allerdings, durch den praktisch nicht vorhandenen Wohnmobiltourismus kann man mehr oder weniger überall unbehelligt über Nacht stehen. Wer allerdings Wert auf Campingplätze legt, sollte sich gut vorbereiten, da das Netz dieser Plätze nicht sehr dicht ist.
20.10. -22.10.2004
Zur Abwechslung suchen wir wieder ein touristisches Highlight auf, den Canyon von Saklikent. Auf einer schönen Touristenstraße, vorbei an zahlreichen Restaurants erreicht man den Großparkplatz. Wir sind ziemlich die Ersten und schnappen unsere Gummischuhe, zahlen den Eintritt und gehen in den Canyon. Nach ein paar Metern endet der gut ausgebaute Weg bei einigen Restaurants. Nun heißt es Schuhe ausziehen, Hose aufkrempeln und hinein in die kalte Flut. Die Fließgeschwindigkeit und Tiefe des Wassers sind nicht zu unterschätzen, aber Heinz und ich kommen mit trockenen Kleidern am anderen Ufer an. Dort geht der Schluchtweg noch einige hundert Meter weiter und endet an einem Felsriegel. Wir kehren um und der Touristenstrom wälzt sich uns entgegen. Es bieten sich einige amüsante Szenen beim Überqueren der Furt, aber wir wollen doch den Rummel hinter uns lassen. Mir ist nicht sonderlich warm und ich möchte in einem der zahlreichen Restaurants einen Tee trinken, daraus wird dann ein vorverlegtes Mittagessen. Als nächstes Ziel steht Ölil Deniz am Programm und meine Enttäuschung könnte nicht größer sein. Der Ort hat kann sicherlich mit all den anderen Massentourismuszielen an der Adria oder am „Ballermann“ mithalten. Schade!
23.10.-25.10.2004
Nun beginnt wieder ein Küstenabschnitt, welcher nicht so übererschlossen ist. Hier finden wir immer wieder schöne Buchten mit nur wenigen Restaurants, wo man noch geruhsam Urlaub machen kann. Allerdings wird auch hier immer Eintritt verlangt und will man über Nacht stehen bleiben, kostet das zusätzlich Stellplatzgebühr, auch wenn man im Restaurant speist. Sicherlich einen Abstecher wert ist die Marmaris vorgelagerte Halbinsel. Die Straße ist wunderbar ausgebaut und führt durch eine hügelige Landschaft mit faszinierenden Tiefblicken aufs Meer zu beiden Seiten. Es gibt schöne Campingplatze (ab Mitte Oktober geschlossen), auch der Hauptort Datca ist angenehm und überschaubar. Und wenn man die Rückfahrt nach Marmaris scheut, gibt es einmal wöchentlich eine Fahrverbindung nach Bodrum.
26.10.2004
Auf unserem Weg zurück nach Izmir/Cesme möchte ich eine Gegend erwähnen, wo die Türkei noch relativ ursprünglich ist. In der Nahe von Milet befindet sich der BAFA-GOLÜ -ein Vogelschutzgebiet der Extraklasse. In der Lagune wimmelt es von Pelikanen, Reihern und anderen Seevögeln. Das Gebiet ist noch nicht überlaufen und die antiken Ausgrabungen (teilweise vom See überflutet) sind wirklich sehenswert. Der Wirt der Kneipe, mit prächtigem Ausblick auf den See, erzählt herrliche Geschichten Ober sein Leben mit vier! ! ! Ehefrauen aus drei mitteleuropäischen Ländern und einer Türkin.
27.10.2004
Nun schließt sich der Kreis. Nach ca. 6000 km quer durchs Land, sind wir wieder im Hafen von Cesme. Dort treffen wir auf den italienischen Womo-Club, fast die einzigen Wohnmobile, denen wir auf unserer langen Reise begegnet sind.
28.10.2004
Wieder am Schiff haben wir endlos Zeit, die Eindrücke dieser Reise aufzuarbeiten. Ist die Türkei wirklich ein Paradies für Womo-Fahrer, oder doch eher ein Ziel für den Massentourismus. Wenn man sich vorstellt, dass man für die Kosten der Überfahrt 14 Tage Urlaub in einem guten Club machen kann, stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand des Selbstfahrens lohnt. Doch das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Türkei, weit abseits des Touristenstromes ist sicher noch immer ein Paradies -aber man entkommt den Touristenmassen nur auf langen und oft mühsamen Fahrten ins Landesinnere oder in total entlegene Gebiete.
Das war unsere Türkei-Reise 2004.